Jetzt stehen die Sieger im 25. Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ fest: Mit Gold ganz vorn dabei ist die Brandenburger Gemeinde Sauen im Landkreis Oder-Spree. Am 23. Juni hatte eine hochkarätig besetzte Jury des Bundeslandwirtschaftsministeriums die Gemeinde besucht und war offenbar beeindruckt. Die Siegerehrung des Dorfwettbewerbs findet im Januar 2017 auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin im Rahmen eines großen Dorffestes statt.
Das spindelförmige Angerdorf Sauen am westlichen Rand der Spreeniederung, ein Ortsteil der Gemeinde Rietz-Neuendorf, hat gegenwärtig nur 89 Einwohner. Seit Jahren engagiert sich das Dorf in der AG „Historische Dorfkerne im Land Brandenburg“. Die vielfältigen Anregungen des Netzwerks werden intensiv genutzt, um für Sauen tragfähige Entwicklungsstrategien zu entwickeln. Begleitet durch die überregionalen Aktivitäten der August-Bier-Stiftung setzen die Sauener auf einen naturnahen Tourismus. Die aktive Umweltbildung für Schulklassen im Sauener Wald ist beispielgebend.
Sauen ist in forstlichen Kreisen weltberühmt. In den letzten 60 Jahren kamen Exkursionsteilnehmer aus allen Kontinenten hierher. Denn von 1912 bis zu seinem Tod 1949 lebte hier der Chirurg August Bier.
Der Erfinder der Lumbalanästhesie erwarb im Jahre 1912 das Gutshaus. Gleichzeitig begann der Mediziner, den in der Forstwirtschaft damals schon verbreiteten Kiefernwald zu einem Mischwald umzubauen. 1913 begann er dann mit seinem großen forstökologischen Waldexperiment.
In kurzer Zeit entwickelte sich aus einer dürftigen Kiefernmonokultur ein artenreicher Wald von hoher Stabilität und Krisenfestigkeit. Seine Forschungen setzte sein Sohn Heinrich Bier dann fort: Seit 1992 hat die „Stiftung August Bier für Ökologie und Medizin“ hier ihren Sitz. Die heutigen Nutzer des alten Gutshauses ist die Universität der Künste Berlin. Typisch für Sauen: Alle alten Gebäude haben einen Feldsteinsockel, worauf ein roter Klinkerbau steht. Außerdem prägen Gehölzpflanzungen das Bild. Deren Anlage geht auch auf den berühmten August Bier zurück, der unter teilweiser Einbeziehung älterer Gehölze ein System von Gehölzen anlegte.
Seit dem Jahre 1993 gewannen Brandenburger Dörfer siebenmal Bronze, siebenmal Silber und zweimal Gold. Am 25. Bundeswettbewerb beteiligten sich bundesweit mehr als 2.400 Dörfer.
„Ich gratuliere herzlich und freue mich, dass das beispielhafte Engagement der Dorfgemeinschaft mit der Vergabe dieses Preises gewürdigt wird. Sauen hat sich das wirklich verdient und das Beispiel zeigt, wie lebenswert und interessant unsere Dörfer in Brandenburg sein können und welches Potential in ihnen steckt“, sagte Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Jörg Vogelsänger.
Insgesamt gibt es im 25.Bundeswettbewerb zehn Golddörfer. Neben Sauen wurden die Gemeinden Böddenstedt (Niedersachsen), Duchroth (Rheinland-Pfalz), Gladigau (Sachsen-Anhalt), Hirnsberg (Bayern), Hoetmar (Nordrhein-Westfalen), Perlesreut (Bayern), Pinnow (Mecklenburg-Vorpommern, Vrees (Niedersachsen) und Weyher (Rheinland-Pfalz) mit Gold ausgezeichnet.
Die zehn Golddörfer konnten mit herausragendem bürgerschaftlichen Engagement, beispielhaften Ideen und zukunftsweisenden Konzepten überzeugen. Darüber hinaus wurden 17 Dörfer mit Silber und sechs Orte mit Bronze geehrt. Außerdem wurden in diesem Jahr erstmals drei Sonderpreise für herausragen-de Projekte zur Bewältigung des demografischen Wandels vergeben, die mit je 3000 Euro dotiert sind.