Birkenstein feiert: Stefan Radach, Ortsvorsteher in Dahlwitz-Hoppegarten und Jörg Vogelsänger
Die Siedlergemeinschaft Birkenstein feiert in diesen Tagen ihr 100-jähriges Bestehen. Landtagskandidat Jörg Vogelsänger gratulierte den Bewohnern des Ortsteils von Hoppegarten. Es war ein mutiger Schritt, den im Jahre 1919 viele Berliner wagten. Denn Birkenstein war ein Acker und die Neusiedler wollten ins Jrüne. Sonne kieken, Johannisbeeren ernten. Wir können lernen.
Es war die Idee der Genossenschaft, häufig den Sozialdemokraten nahestehend. Birkenstein gehört zu 36 nach 1900 in Berlin und Brandenburg gegründeten Gartenstädten. Junge Arbeiter und Angestellte, Kriegsheimkehrer, Frauen und Männer wollten sich und ihren Kindern ein besseres Leben verschaffen. Das Berlin des begonnenen 20. Jahrhunderts war kein gemütlicher Platz. Die Bilder von Milljöh-Zeichner Heinrich Zille belegen das.
Dazu kam das politische Umfeld: Der Krieg war verloren. Die junge (Weimarer) Republik kämpfte um ihre Existenz. Sie sollte knapp 14 Jahre später von denen vernichtet werden, die auch den Weltkrieg angezettelt hatten. Zumindest waren es geistige Brandstifter.
„Die Zeit nach dem 1. Weltkrieg war aber auch eine andere“, so Jörg Vogelsänger. „Nach dem Elend des Krieges wollten sich viele den Traum eines eigenen Hauses erfüllen. Man kann sagen, sie lebten für ihren Traum“
In Birkenstein wartete auf die Siedler erst einmal der große Acker. Mit viel Elan und jede Menge guter Ideen bauten die junge Leute ihre neue Heimat Stück für Stück auf. Rund 200 Häuser waren es damals, die sie Anfang der 1920er-Jahre hochzogen. Zwei Haustypen gab es. Fünf Lebensmittelläden, Friseur, Wäscherei samt Mangel, Bäcker und Mosterei, zwei Schuster. Und sogar eine Badeanstalt. Auf dem Platz bolzen und balgen sich heute die Gören. Im Genossenschaftshaus gab es natürlich eine Gaststätte, der Saal Platz bot für 140 Gäste.
Vogelsänger verwies auf seine Erkneraner Bahnhofssiedlung, ebenfalls gegründet im Jahr 1919. Wie in Birkenstein, große Grundstücke bis 1.500 m². „Dort bin ich aufgewachsen“, Er erinnerte an den Hintergrund der Genossenschaftssiedlungen Sie beginnt bereits bei der Grundstücksgröße. Sie hatten auch einen weiteren großen Wert.
„Fast jeder hatte Obstbäume, Hühner und Kaninchen. Das war im übrigen noch lange so. Ein Stück Selbstversorgung war auch dem mitunter nicht üppigen Verdienst geschuldet. Dazu kam, dass man nicht 365 Tage im Jahr alles bekommen konnte.“ Einmachen in Weckgläsern war allerorten üblich.“
Von der Nostalgie schwenkte Vogelsänger in die Gegenwart: „Mit Sicherheit hat der 21. Dezember 1992 eine besondere Bedeutung“. Birkenstein erhielt kurz nach der Wende eine S-Bahn-Station. Eine ordentliche Anbindung an die Linie S5, eine der Lebensadern der Region. Zur S-Bahn-Station kam später noch ein P+R-Parkplatz und ein Einkaufszentrum.
Doch Birkenstein habe seinen unverwechselbar idyllischen Charakter behalten, dafür sorgten schon die Siedler. Es sei schon ein besonderes Privileg, in Birkenstein zu wohnen. Jörg Vogelsänger: „Mit 100 Jahren ist man als Mensch sehr alt. Eine Siedlung hat mit 100 Jahren die Zukunft vor sich!“