„Die deutsche Einheit ist einer der glücklichsten Momente der deutschen Geschichte. Der 3. Oktober erinnert uns auch heute daran, dass Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit keine Selbstverständlichkeiten sind, sondern von mutigen Bürgerinnen und Bürgern in der DDR hart erkämpft wurden."
So die Kulturstaatsministerin Claudia Roth zum Tag der Deutschen Einheit am Dienstag am 3. Oktober. Sie hob die Bedeutung einer lebendigen Erinnerungskultur hervor: "In einer Zeit, in der unsere Demokratie und offene Gesellschaft immer stärker bedroht werden, brauchen wir die Erinnerung an die Proteste der Friedlichen Revolution mehr denn je. Denn dadurch können wir erkennen, was zivilgesellschaftliches Engagement bewirken kann – und dass es beim Erkämpfen und Verteidigen demokratischer Werte auf jede Einzelne und jeden Einzelnen ankommt.
Friedliche Revolution als Verpflichtung
Die Erinnerung an die Friedliche Revolution und an die Opfer der SED-Diktatur bleibt auch mehr als 30 Jahre nach dem Ende der DDR unsere Verpflichtung – und diese Verpflichtung dient zugleich dazu, die Abwehrkräfte unserer Demokratie zu stärken. Deshalb müssen wir auch in Zukunft das SED-Unrecht konsequent aufarbeiten und das Gedenken wach halten an all diejenigen, die sich in der DDR für Freiheit und Demokratie eingesetzt haben. Dafür brauchen wir eine lebendige Erinnerungskultur, die von der Zivilgesellschaft getragen wird und auf demokratischer Teilhabe, Vielfalt und Pluralität aufbaut. Die Bundeskulturpolitik wird nicht nachlassen, ein solches Erinnern für die Zukunft weiterhin tatkräftig zu unterstützen.“
Feiern wie in Hoppegarten
Berlins Rennbahn Hoppegarten beging den Tag der Deutschen Einheit bereits zum 33. Mal mit einem national bedeutenden Sportereignis, dem „WETTSTAR.de Preis der Deutschen Einheit“. Es ist ein Feiertag!
Berlin-Freund Zino Davidoff (Zigarren) gründete übrigens im Jahre 1991 den „Prix Zino Davidoff – Preis der Deutschen Einheit“. Damit wurde das Pferderennen sofort zum größten Publikumsmagneten der Berliner Rennsaison und einem der Top-Renntage in Deutschland.
Derweil machte Ex-Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) im Bürgersaal von Hoppegarten in einer Gedenkstunde Mut zum Feiern. Er habe damals am 9. November 1989 beim Mauerfall als junger Jurist in seinem Büro in Brüssel gesessen. "Zu Feier des Tages habe ich habe ich mir eine Flasche Champaner aufgemacht. Dazu gab es standesgemäß belgisch, Pommes mit Mayo", so der Saarländer. "Über das Ereignis freue ich heute noch!"
Brandenburg boomt
"Brandenburg ist Spitzenreiter beim Wirtschaftswachstum in Deutschland, mit deutlichem Abstand und zum ersten Mal." Schöner als der Tagesspiegel am 24.9.23 hätte ich es auch nicht formulieren können, erkennt Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke.
Medien, politische Kontrahenten und Stammtische hätten dagegen ein anderes Urteil gefällt: Alles laufe schlecht. Da kommt eine ganz nüchterne Nachricht des statistischen Bundesamtes: Brandenburg liegt beim Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr 2023 mit Abstand vor allen anderen Bundesländern. Das Wachstum von inflationsbereinigt 6% ist unerreicht. Bayern hat 0,5%, Baden-Württemberg einen Wert unter Null.
Dieser Erfolg habe viele Mütter und Väter meint Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach: Tesla war das Zugpferd, BASF, Micovast, Rock Tech oder Botree kämen dazu: Fahrzeugproduktion, Batterieproduktion, Batterie-Recycling, erneuerbare Energien: In Brandenburg entstehen vollständig neue Wertschöpfungsketten und Wirtschaftskreisläufe.
„Arbeitslosigkeit ist kein strukturelles Problem mehr wie in den 90-er Jahren, So MP Woidke. „Wir haben einen Vergabe-Mindestlohn von 13 Euro in Brandenburg, es gibt einen bundesweiten Mindestlohn. Weil Brandenburg so beliebt ist und die Industrie hierher will, wird unsere Verhandlungsposition immer besser.“
Leistung der Menschen im Osten würdigen
Jammer-Ossis? Von wegen! Das war war der Tenor der Tagesspiegel-Konferenz „Der Osten“ Anfang Oktober 2023. Es ging um die Entwicklungen der vergangenen 30 Jahre und die Chancen, die Ostdeutschland bietet. Altbundespräsident Joachim Gauck: „Ostdeutsche haben in den letzten 33 Jahren beeindruckend viel geschafft. Es ist unglaublich, wie die Mehrheit sich auf völlig neue Lebensverhältnisse eingestellt hat“. Dazu gehöre, die Leistung der Menschen im Osten auch auf emotionaler Ebene zu würdigen: „Wir haben im Osten ein anderes Spiel auf einem anderen Trainingsfeld gelernt. Das prägt ganze Generationen.“ Angesichts dieser unterschiedlichen „Entwicklungsphasen“, so der Altpräsident, hätten die Menschen Unglaubliches vollbracht: „In 30 Jahren hat man sich an völlig neue Lebensverhältnisse angepasst, an ein neues System, an Eigenverantwortung – darauf hätte man auch mit Ablehnung reagieren können.“
Tag der Einheit nur noch leere Hülse?
Zum Bilanztermin der vereinigten Erbsenzähler sei der Tag der Einheit verkommen. Schreibt Lorenz Maroldt im Tagesspiegel. Statt der Deutschlandfahne sollte lieber der Jahresbericht des Statistischen Bundesamts gehisst werden. Ein bissiger Einwurf mit reichlich Körnchen Wahrheiten!
https://www.tagesspiegel.de/berlin/der-tag-der-fantasielosen-eintonigkeit-warum-ich-froh-bin-wenn-der-3-oktober-wieder-vorbei-ist-10562164.html