Hier schliefen einst Jockeys, Pferdetrainer und Stallburschen. Zuletzt lebten hier Senioren in einem Pflegeheim, ehe die Anlage in einen Dämmerschlaf versank. Jetzt soll zwei Gebäude des Rennstalls Schlenderhan als Ärztehaus wieder zu neuem Leben erweckt werden. Jörg Vogelsänger schaute sich die Baustelle an der Neuenhagener Hauptstraße an.
An den Wänden hängen die Pläne für das Projekt an der Neuenhagener Hauptstraße. Besucher schlendern durch die entkernten Räume. Man muss schon sehr viel Phantasie haben, um sich ein modernes Ärztehaus vorzustellen. Mehrere hundert Gäste haben das am letzten Freitag im November des Jahres 2016 versucht. Den meisten scheint es gelungen zu sein. Darunter auch dem Erkneraner Jörg Vogelsänger, der als Landtagsabgeordneter des Wahlkreises 31 sich das anspruchsvolle Vorhaben anschaute.
„Es ist schön, wenn etwas Vorhandenes zu neuem Leben erweckt wird. Das Gebäude war für viele Jahre keine Zierde für Neuenhagen. Die liebevolle Restaurierung, die sich jetzt ankündigt, schlägt einen Neubau in diesem Fall um Längen“, so Vogelsänger. „ich bewundere den Mut der Bauherren!“
Der zu Anfang des letzten Jahrhunderts vom Bankier Oppenheim gebaute Rennstall Schlenderhan soll hier zu einem modernen Ärztehaus mit Arztpraxen verschiedener Fachrichtungen restauriert und teilweise neu gebaut werden. Ein Projekt, das die Neuenhagener mit großem Interesse auch wegen der langen Wartezeit bis zur Baugenehmigung verfolgt haben. Die große Resonanz ist vermutlich auch durch die letzte Nutzung des Gebäudes als Pflegeheim zu erklären. Viele Angehörige und Mitarbeiter erinnerten sich im Gespräch mit anderen Besuchern.
Im Jahre 1913 ließ ein Freiherr Simon Alfred von Oppenheim, Kölner Bankier und begeisterter Vollblutzüchter, seinen prestigeträchtigen Rennstall Oppenheim an der damaligen Neuenhagener Königstraße errichten. Kernstück der heute denkmalgeschützten Anlage war der rund 120 Meter lange ovale Rennstall. Die Treuhand hatte diesen in den 90er Jahren an das Krankenhaus Rüdersdorf verkauft. In den beiden Gebäuden, die nun saniert werden, lebten zuerst Trainer, Jockeys, Stallburschen und Lehrlinge, schließlich die Senioren.
In den letzten Jahren verfielen die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude zusehends. Dann setzte sich der in Neuenhagen praktizierende Chirurg Dr. Heiko Specht für einen Umbau in ein Ärztehaus ein und kaufte das Areal auch. Er wäre gern schon viel weiter, erklärt Specht, aber der Denkmalschutz und stetig steigende Baupreise hätten weitere Partner erfordert. Nur so seien Investitionen von 2,5 Millionen Euro für den Aus- und Umbau zu einem Ärztehaus auch zu stemmen.
Die Eigner hoffen, dass sie das Ärztehaus im kommenden Jahr eröffnen können. Dann sollen zehn bis zwölf Praxiseinheiten ihre Dienste anbieten: Orthopäden, Chirurgen, Radiologen, Anästhesisten, Allgemeinmediziner, Internisten, Neurologen, Hals-, Nasen-, Ohrenarzt, Zahnarzt, möglicherweise Kinderarzt, Frauenarzt und Sportmediziner. Wer am Schluss tatsächlich einzieht, ist noch offen.