Aal geräuchert, in Aspik, blau oder gebraten. Glasaale in der Spanischen Tapas-Bar. Selten ist er geworden, der Anguilla anguilla auf den Speisekarten. Auch in unseren Gewässern schlängelt er sich nur noch gelegentlich. Noch weniger über eine feuchte Wiese, von einem Habitat ins nächste. Was an Aal seit Jahrzehnten auf unsere Teller kommt, war ohnehin so etwas wie aus Zuchtbeständen. Es geht aber um den Fisch, der von Europa bis in die Saragossa-See wandert und dessen Nachwuchs als Glasaal wieder in die heimischen Flüsse und Seen wieder zurückkehrt. Der Reihe nach!
Wie lebt der Aaal?
Der Name Glasaal basiert darauf, dass die Aale durchsichtig wie Glas sind und man deren Herz, Wirbelsäule und Darmtrakt mit dem bloßen Auge erkennen kann. Die in der Aal-Farm vorgestreckten Aale sind bereits pigmentiert und etwa 7 bis 12 Zentimeter lang.
Die mit der Elbe beziehungsweise der Oder verbundenen Gewässer in Brandenburg sind schon seit Millionen Jahren ein angestammter Lebensraums des Europäischen Aals. So wanderten vor der Industrialisierung nach Schätzungen allein in der Elbe jährlich 30 Millionen winziger Jungaale stromauf und suchten sich ihr Zuhause in den zahlreichen Binnengewässern. Denn das Nahrungsangebot in den Binnengewässern war deutlich üppiger als im Küstenvorland. Aale vertragen sowohl Meerwasser als auch salzarmes Süßwasser. Und können als Kiemenatmer für eine Zeit ohne Wasser auskommen. Damit war Brandenburg mit seinen Gewässern immer ein Paradies für den schlangenartigen Fisch.
Was bewirkte den Rückgang?
Die Gründe für den Rückgang der Aale in den letzten fünfzig Jahren sind vielfältig und können zum Teil nur vermutet werden. Heutzutage sind in unserer Region vor allem die Elbe als auch die Oder wieder Flüsse, in den Fische nicht nur mühsam überleben. Sicher ist, dass Stau-Anlagen den natürlichen Aufstieg der jungen Aale über die Elbe und andere Fließgewässer erschweren wie auch die Schifffahrt auf Elbe und Havel samt Vertiefungen der Fahrrinnen. Höhere Temperaturen und sich ändernde Strömungen in den Ozeanen spielen ebenso eine Rolle wie auch die Zunahme der europäischen Kormorane. Hinzu kommt der massive Export von Glasaalen nach Asien und eingeschleppte Parasiten, die die Schwimmblasen der Aale schädigen können.
Was ist eigentlich Besatz
Heute leben in den Binnengewässern Brandenburgs nach Schätzungen des Instituts für Binnenfischerei in Potsdam-Sacrow gerade einmal 30 und 40 Millionen Aale aller Altersklassen. Sie stammen nahezu alle aus so genannten Besatzmaßnahmen. Zehn bis zwanzig Jahre brauchen die Aale bis zum Erreichen der Geschlechtsreife. Dann beginnt für sie der lange Weg zu den Laichgründen im Atlantischen Ozean. Diese Reise ohne Wiederkehr führt sie bis vor die Küste der Bahamas in die Sargassosee.
Besatz gilt als die Maßnahme zur Wiederauffüllung des europäischen Aalbestandes. Ziel ist, dass mindestens 40 Prozent der ausgesetzten Aale nach ihrem 8- bis 15-jährigen Leben im Binnenwasser die Rückwanderung in die Laichgebiete antreten und erfolgreich zur Reproduktion des europäischen Aalbestands beitragen. Deshalb werden im Rahmen dieses Projektes die Jungaale in offene Gewässer mit Verbindung zur Elbe ausgesetzt.
Wo kommen die Jungfische her?
Die jetzt ausgesetzten Jungaale wurden im April an den Küsten Frankreichs als so genannte Glasaale gefangen. Zum Anfüttern kamen sie in eine geschlossenen Kreislaufanlage in Haren (Ems) und wurden bis zum Aussetzen angefüttert oder vorgestreckt. Die für diese Besatzaktion notwendigen Eigenmittel stellte die Initiative zur Förderung des Europäischen Aals e.V. mit ihrem Eel Stewardship Fund (ESF) bereit. Nicht ganz uneigennützig, schließlich handelt es sich bei den Initiatoren um Berufsfischer,
Seit dem Jahre 2006 wird der Besatz in Brandenburg über ein von der EU und dem Land gefördertes Pilotprojekt koordiniert. In dieser Zeit wurden rund 47 Millionen Jungaale im Wert von mehr als zehn Millionen Euro in die europäischen Flüsse entlassen.
Wer päppelt die Population auf?
Brandenburgs Agrarminister Jörg Vogelsänger setzt am kommenden Donnerstag, 18. Oktober 2018, symbolisch bei einem Pilotprojekts einige tausend der insgesamt 400.000 Jungaale eigenhändig in die Havel aus. Die Initiative zur Förderung des Europäischen Aals e.V. spendete den Besatz. In Jungtiere werden in diesem Jahr insgesamt 900.000 Euro investiert. Sie sollen die Aal-Population in Brandenburgs Gewässern langfristig wieder aufpäppeln.
„Dank des Engagements des Landesfischereiverbands kann in Brandenburg seit dem Jahr 2006 ein ambitioniertes Schutzprogramm für Aale umgesetzt werden. Wissenschaftler auf der ganzen Welt rätseln zwar noch über die Ursachen des weltweiten Rückgangs der Aalbestände. Wahrscheinlich gibt es nicht den einen Grund, sondern mehrere Faktoren, die den Aalen das Leben schwer machen. Sicher ist jedenfalls, dass wir weiter kontinuierlich handeln müssen“, erklärte Umwelt-Minister Vogelsänger.