Der AfD-Abgeordnete Stephan Brandner aus Thüringen hat am Freitag, 2. März 2018 im Deutschen Bundestag einen Antrag eingebracht. Der wie folgt beginnt: „Die deutsche Sprache ist als das primäre (lat.) Mittel zur Verständigung der Deutschen zugleich das Medium (lat.) unserer sprachlichen Kultur (franz.) , der sprachlichen Persönlichkeitsbildung (lat.dt.) und der individuellen (lat.) wie gemeinschaftlichen Identifikation (lat.) .“ Wattn wirrer Satz!
Die Neue Partei mit den angestaubten bräunlichen Gedanken will Deutsch als Amtssprache. In den Artikel 22, der Berlin als Hauptstadt festlegt, soll noch der Satz: Die Landessprache in der Bundesrepublik Deutschland ist Deutsch. Überlassen wir die finale Deutungshoheit der Aussage und der dahinter steckenden Absicht am besten der Wochenschau und extra3. Aber ein paar Bemerkungen, zusammengetragen von Hajo Guhl
Man könnte jetzt herumalbern und sich fragen, was die Amtssprache ausgerechnet mit Berlin zu tun haben soll. Wenig, wenn man sich dort umhört. Der Berliner Dialekt ist nur bedingt mit dem Hochdeutschen verwandt und das Sprachengewirr in den Straßen gleicht dem von New York, London und Paris.
Dumm nur, dass dieser völkische Gedanke – Verzeihung – volksnahe Gedanke entwürdigende Konsequenzen hätte. Die Sorben in Brandenburg würden Bürger zweiter Klasse, ebenso die dänische Minderheit in Schleswig Holstein. Ihnen nähme die Verfassung mit dem völkischen Passus (lat.) das Recht auf ihre Sprache. Da kann der Jurist sich drehen und wenden wie er will.
Diese Form der Ausgrenzung hat Tradition. Und schlimme Folgen. Im Mittelalter haben die Landesherren deutsch zur Gerichtssprache erklärt. Mit der Folge, dass die slawisch sprechende Bevölkerung sich vor Gericht nicht mehr verteidigen konnte. Und das von Leipzig bis Cottbus und den vielen anderen Orten, die auf -ow enden. So sieht Rechtslosigkeit per Ukas (Erlass, russ.) aus.
Die Flüchtlinge sollten deutsch lernen! So die Begründung der so eloquent formulierende (franz.) Jurist (Latein) Brandner, der dem völkischen Flügel um Björn Höcke zugerechnet wird. Selbst Polizisten (polis, altgriechisch) würden Englisch, Türkisch und Arabisch sprechen. „Seit Jahren sieht sich die deutsche Sprache einer Verdrängung durch andere Sprachen ausgesetzt“.
Also holen wir wieder den völkischen „Gesichtserker“ aus der Mottenkiste und ersetzen damit die Nase. Die riecht nämlich lateinisch und ist ein Lehnwort! Die deutsche Sprache ist nämlich seit jeher eine bunte Mischung. Fenster, Dach und Ziegel aus der römischen Besatzungszeit. Fremdwörter aus dem höfischen und napoleonischen Französisch wie Allee, Boulevard und Etage. Die Hugenotten brachten Bouletten nach Berlin. Wir essen Kekse (engl. Cake) und Kotelett (ital). Die von uns so heiß geliebte Grammatik haben uns Magister aus einst Latein sprechenden Universitäten übergestülpt. Und Meschugge für bescheuert stammt aus dem Jiddischen auch das Tohuwabohu (hebräisch) für Durcheinander, wie so vieles im Berliner Dialekt.
Die AfD möchte mit ihrem parlamentarischen Klamauk ("Wir treiben die Altparteien vor uns her" – A. Gauland), da wo sie vertreten ist, in allen Bundesländern Hochdeutsch, in deren Verfassungen verankert wissen. Wohl wissend wieso!
Man kann es auch als Attacke (franz.) auf die vielen schönen oder auch etwas schrägen Mundarten in den „Gauen teutscher Mannsbilder“ auffassen. Das Deutsche, also die Kunstsprache eines Martin Luther und seine Dialekte (lat.) werden auch das verbale (lat.) Scharmützel (ital.) überleben.