Für die einen ist die Berliner S-Bahn eine Aufzählung von nicht endenden Katastrophen, für die anderen ein (bequemer) Weg zum Arbeitsplatz. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. „Mehr Schiene für Berlin 6 Brandenburg 2030“ heißt das engagierte Vorhaben, um Netz, Züge und Fahrpläne auf Vordermann zu bringen. Die Hamburger sind da einen deutlichen Schritt weiter. Sie setzen auf Digitales und führen gerade ein intelligentes Leitsystem ein. Ein Überblick.
Das Hamburger Projekt
Mit der Digitalen S-Bahn Hamburg wird Bahnfahren in Zukunft noch klimafreundlicher. Die Deutsche Bahn (DB), die Stadt Hamburg und Siemens Mobility führen in Hamburg ein neues intelligentes Leitsystem für die Digitale S‑Bahn ein. Damit soll der Stromverbrauch der Züge künftig um bis zu 30 Prozent sinken. Bereits zum ÖPNV-Weltkongress 2025 (UITP) kommt das System testweise zum Einsatz. Die Kosten für das Projekt von 35 Millionen Euro teilen sich die DB, die Stadt Hamburg und Siemens Mobility. Eine Kooperationsvereinbarung zur Digitalen S-Bahn Hamburg 2.0 haben Vertreter der Partner heute unterzeichnet.
Was kann eine digitale S-Bahn noch?
Das intelligente Leitsystem der Digitalen S-Bahn Hamburg 2.0 spart Energie über zwei Ansätze. Künftig sind der Computertechnik die Positionen aller Züge im Netz exakt bekannt sind. So können Rollphasen besser ausgenutzt und Halte auf freier Strecke verhindert werden. Das System reduziert auch Lastspitzen beim Stromverbrauch: Es vermeidet, dass mehrere Züge zeitgleich anfahren. Auch das Potential von Energierückspeisung von Gleichstrom durch Wechselrichter in das öffentliche Stromnetz wird untersucht.
HH: Stand der digitalen Technik
Bereits heute ist die Technik der digitalen S-Bahn in Hamburg täglich im Einsatz. Auf dem Hamburger Streckenabschnitt zwischen den Stationen Berliner Tor und Bergedorf fahren vier Züge digital gesteuert. 64 neue S-Bahnen mit digitaler Ausrüstung sind bereits bestellt. Bis Ende des Jahrzehnts soll der Citybereich der S-Bahn Hamburg mit der digitalen Technik ausgerüstet werden. 2021 hatten die Partner der digitalen S-Bahn Hamburg gemeinsam den weltweit ersten hoch automatisierten Zug in einem offenen Eisenbahnsystem auf die Schiene gebracht.
Weitere digitale S-Bahnen
https://digitale-schiene-deutschland.de/de
https://www.berliner-zeitung.de/news/kuenstliche-intelligenz-bahn-weitet-ki-projekt-auf-berliner-s-bahn-aus-li.360218
https://www.region-stuttgart.org/de/presse/detail/digitalisierung-der-s-bahn-wird-konkreter/
https://www.bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Artikel/E/digitalisierung-der-schiene.html
Die S-Bahn in Berlin und Brandenburg
Die Berliner S-Bahn befördert gegenwärtig täglich 1,5 Millionen Fahrgäste. Die Fahrgastzahlen stiegen von 2012 bis 2018 um 21 Prozent. Der aktuelle Berliner Nahverkehrsplan rechnet nach dem Mobilitätsplan „Mehr Schiene für Berlin & Brandenburg 2030“ mit einer weiteren Steigerung von bis zu 42 Prozent für die öffentlichen Verkehrsangebote.
Hier versteckt sich viel Digitales
Zusätzliche Signale für Taktverdichtungen: Moderne Leit- und Sicherungstechnik auf den Strecken schafft die Voraussetzung für mehr Züge pro Stunde. Sie wird vor allem auf dem Südring, dem Ostring und in den Abschnitten Ostbahnhof – Ostkreuz sowie Altglienicke – Schönefeld errichtet. Im Nahverkehrsplan Berlin schlägt sich das als schnellere Zugfolge nieder (Angebotsverdichtung => Taktzahl). Ohne Einsatz von Digitalem in Infrastruktur und Zügen geht das wohl kaum! (gu)