Wasserstoff aus sauberem Solarstrom. Das ist gut für die Umwelt und klappt eigentlich ganz prima. In der Hansestadt Hamburg will der hghh (Hamburg green hydrogen hub) ab dem Jahre 2025 für rund 800 Megawatt Leistung Wasserstoff produzieren. Genug für die Industrieanlagen im Hamburger Hafen.
Wasserstoff hat eine bereits eine „große Karriere“ in Sachen Energielieferant hinter sich. Mal sollten riesige Solaranlagen H2 in der afrikanischen Sahara Europa mit dem brennbaren Gas versorgen. Dann war die spanische Estrema Dura im Gespräch. Pipelines, die bislang Erdgas liefern, sollen auf Wasserstoff umgestellt werden. Eisenbahnen und LKW würden einmal mit H2 rollen. Und und…
Die Ampel in Berlin stellte mit der Wasserstoffstrategie 2023 konkrete Maßnahmen vor: Deutschland soll in 22 Jahren klimaneutral werden. Dem aus erneuerbaren Energien erzeugten Wasserstoff kommt dabei enorme Bedeutung zu. Er gilt als aussichtsreicher Weg,die erdgasabhängige Chemieindustrie klimafreundlich zu gestalten, Kohle und Gas in der Stahlindustrie zu ersetzen oder im Schwerlast- und Flugverkehr CO₂ einzusparen.
Klassische Versuchsanordnung
Im Physik-Unterricht galt es immer als besonders gelungenes Experiment. Der Lehrer tauchte die Verlängerungen beider Pole (aus Metall) einer Batterie in einer Wanne mit Wasser. In der Mitte teilte eine Scheibe Plus und Minus. An beiden Polen blubberte es. Einmal Sauerstoff und einmal Wasserstoff. Dieser ließ sich mit einer Flamme abfackeln. Puff! Liebe Kinder und Heranwachsende: Nicht nachmachen. Das ist nicht ganz ohne.
Wasserstoff ist ein simples Atom, aber nicht ganz ohne. Es ist flüchtig und kriecht durch Dichtungen, die für Erdgas reichen. Das ist allerdings beherrschbar. In großen Mengen muss Wasserstoff gekühlt werden, bis es flüssig wird. Das kostet Energie. Und die Herstellung von Wasserstoff hat auch ihren Preis. Die Aufspaltung von Wasser per Elektrolyse in seine beiden Elemente kostet ebenfalls Energie. Hier lässt sich kaum sparen.
Speicher vor Ort
Dennoch: Das Schöneicher Versuchshaus ist sinnvoll. Denn Solarstrom (in so geringen Mengen) sollte am besten vor Ort gespeichert bzw. umgewandelt werden. Das Bau aus Holz ist mit einer Photovoltaikanlage (30 kWp) ausgestattet. Der nicht sofort verbrauchte Solarstrom wird vor Ort in Wasserstoff umgewandelt und in der Wintersaison zum Betrieb der Wärmepumpe und zur Stromversorgung des Hauses genutzt. Außerdem kann das Haus auch Strom ins Netz einspeisen, wenn der Strom im Netz wirklich gebraucht wird, also wenn die Sonne nicht scheint und kein Wind weht. Mehr Infos unter www.flexehome.de
Hintergrund
Das Forschungsvorhabens heißt etwas sperrig: weltweit ersten netzdienliches Wasserstoffhaus inklusive thermischer und elektrischer Vollversorgung. Am Forschungsprojekt beteiligt sind die TU Berlin mit dem Hermann-Rietschel-Institut sowie Fachfirmen. Das Forschungsprojekt läuft noch etwa zwei Jahre, in denen u.a. der praktische Einsatz der Technologien und die Alltagstauglichkeit getestet werden. Eine Schöneicher Familie wird testen und in das Haus einziehen. Fotos: Gemeinde Schöneiche, jv Text: gu