Dem AfD-Politiker Alexander Gauland (75) fiel am Mittwoch im Potsdamer Landtag die Kinnlade herunter. Der brandenburgische CDU-Abgeordnete Sven Petke lief im Trikot von Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng zur Plenardebatte auf. Selbst Ministerpräsident Dietmar Woidke konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Jörg Vogelsänger: „Der Herr mit dem Auftreten eines Landedelmannes teilt gerne aus. Jetzt musste der Abgeordnete Gauland einstecken.“
„Mich berührt es peinlich, gemeinsam mit Gauland im Parlament zu sitzen“, meinte Petke. Doch das Trikot war nicht nur für den Träger ein politisches Statement gegen den AfD-Bundesvize und Fraktionschef.
„Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben“, hatte Gauland im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“gesagt. Der sympathische Bayern-Spieler mit der deutsche Mutter und einen ghanaischen Vater nahm‘s gelassen. Zehntausende bekundeten im Netz, sie hätten Boateng gerne als Nachbarn. Ein Autovermieter warb mit diesem Ausfall des AfD-Mannes für seine LKW und einen Umzug: „Für alle, die einen Gauland in der Nachbarschaft haben."
Gauland, einst stramm rechter CDU-Mann aus Hessen und dann Herausgeber der Märkischen Allgemeinen, fühlte sich hereingelegt. Oder aus dem Zusammenhang gerissen. Oder missverstanden. Wie es bei seiner AfD so schön heißt, wenn sie beim populistischem Plappern ertappt werden.
Um beim Fußball zu bleiben: Die Vorlage hatte der stramm rechte Vordenker nun mal selbst gelegt. In den nächsten Woche wird es wohl weniger um Steilpässe und politische Blutgrätschen aus der rechten Ecke geben. Die EM ist angesagt!
„Es sollen farbige, variantenreiche und vor allem europäische Spiele werden“, resümiert Jörg Vogelsänger. „Auf Hautfarbe oder Herkunft kommt es überhaupt nicht an! Auf Talent, Ehrgeiz und dem Willen strategisch klug in einem Team zu spielen!“ Wohl das volle Gegenteil von AfD.