Tempo 130: Freie Fahrt für freie Bürger?

Veröffentlicht am 26.01.2019 in Verkehr

Tempolimit für den Klimaschutz? Schädlich für die Autoindustrie. Freie Fahrt für freie Bürger! Deutschland lamentiert (wieder einmal). Die Fronten sind altbekannt: Verkehrsminister Scheuer (CSU) ist gegen die Beschränkung. Bei der SPD gibt es einen Parteitagsbeschluß pro Tempo 130 km/h. Die Grünen wettern gegen die Raserei auf Deutschlands Autobahnen. (Der Beitrag wurde überarbeitet, von Hajo Guhl)

Amerikaner und Chinesen machen extra Urlaub auf Deutschlands Autobahnen. Nicht in Berchtesgaden, Neuschwanstein, Husum oder Westerland. Das Ziel ihrer Wünsche sind Deutschlands Autobahnen. Einmal im Leben mehr als 120 oder 130 Stundenkilometer über die Betonpisten zu brettern. Die meisten Länder dieser Erde leben seit Jahrzehnten mit Tempolimits. Es gibt deutlich weniger Tote. Es fährt sich stressfreier. So die Bilanz.

Nur auf Deutschlands Autobahnen gibt es sie: Die Freie Fahrt für den freien Bürger! Kein Tempolimit? Gibt es das wirklich? Theoretisch: Ja! In der Praxis: Nein!

Auf rund ein Drittel aller Autobahnkilometer gilt längst 120 km/h oder 130 km/h. Bei der Einführung des Tempolimits auf der Brandenbruger Strecke der A24 zwischen den beiden Autobahndreiecken Wittstock/Dosse und Havelland im Dezember 2002 halbierte sich anschließend die Zahl der Unfälle von 654 auf 337.

Im Laufe des Tages sind heute viele Strecken so dicht befahren, dass der tempo-liebende Fahrer in seinem Mittelklasse-Kombi kaum über die erreichbare Durchschnittsgeschwindigkeit kommt.

Ist es überhaupt vernünftig, die Spitzengeschwindigkeit seines fahrbaren Untersatzes auszureizen? Es hat genug spektakuläre Versuche auf der Langstrecke gegeben (z.B. Hamburg – München). Sportwagen, Mittelklasse gegen Kleinwagen. Mit ernüchternden Ergebnissen.

Die Sportwagen drückten aufs Gas und mussten beim Tankstopp dann den zügig Fahrenden aus der Golfklasse vorbeiziehen lassen. Der Kleinwagen kam dann kaum später ins Ziel. Die Raserei kostete nur Spritgeld und Nerven. Ja, der Benzinverbrauch verhagelte auch noch die Klima-Bilanz.

Es fragt sich überhaupt? Wozu baut die Autoindustrie Fahrzeuge, deren Spitze die Abhebgeschwindigkeit eines Jumbos Typ A 380 (Flugzeug) erreicht? Technisch faszinierend, aber sinnlos! Der Autor dieser Zeilen, auch wenn es sich zunächst nicht so liest, kann sich nicht ganz frei machen von dieser Bewunderung. Sein Spitzentempo lag bei 247 km/h mit einem UR-igen Quattro. Auf einem freien Autobahnstück. „Macht Spaß, aber auf die Dauer nicht zu empfehlen“.

Der freie Bürger giert nach Fahrt. Sein Recht, scheint es. Doch Freiheit des einzelnen hört da auf, wo sie die Rechte des anderen einschränkt. Das gilt nicht nur als demokratisches Grundprinzip sondern beschreibt Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung, etwas abgehoben aber folgerichtig. Dort heißt es: „Wer am Verkehr teilnimmt, hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder, mehr als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird“.

Heißt in der Praxis: Wer mit mehr 200 km/h wild blinkend auf der linken Spur heran donnert, behindert den flüssigen Verkehr und nicht der Fahrer, der mit 130 km/h auf die linke Autobahnspur wechselt. Im Polizeiprotokoll nennt sich das „nicht angepasste Geschwindigkeit“.

Wer sich daran hält, sollte also alles vermeiden, den anderen zu gefährden! Ein Beispiel: Wenn Sie mit Tempo 200 /km h fahren, legen Sie in einer Sekunde 55,55 Meter zurück. Sind Sie sehr fit, gelingt es Ihnen bei Gefahr in knapp einer Sekunde auf die Bremse zu treten. Nach der Faustformel der Fahrschulen stehen Sie erst nach 200 Metern…

Bei der Diskussion geht es auch um Umweltschutz. Hier reicht als Argument auch die Physik aus der Mittelstufe. Danach wissen wir: Der Widerstand eines Körpers wächst im Quadrat zu Geschwindigkeit. Salopp gesagt, die sportlichste Flunder wird zur rasenden Schrankwand (bildhaft gesprochen). Ebenso exponentiell steigt der Verbrauch. Bei Tempo 160/km h braucht der Wagen bis zu zwei Drittel mehr Sprit als bei 100 km/h.

Es ist also eine unheilige Allianz von „Freien Bürgern“ und einer ständig leistungsoptimierenden Automobil-Industrie. Der deutsche Sonderweg – sprich Premiumfahrzeuge – beim Fahrzeugbau hängt für beide unmittelbar mit dem (fehlenden) Tempolimit auf bundesdeutschen Autobahnen zusammen! Gilt Tempo 130/km h, sind Arbeitsplätze in Gefahr. Diese argumentative Keule zog bisher immer.

Neue Autos werden immer schneller, immer größer. In manchen Stadtvierteln Berlins stehen so viele geländegängige SUV, dass die Bundeswehr eine Gebirgsjägerdivision ausrüsten könnte. Entsprechend zugeparkt ist der Kiez. Mit dem 2,4 Tonner wird dann von der Helikopter-Mami das Kind zur Schule kutschiert. Ein Stau im Stau der Rushhour.

Und wir beschweren uns dann über die Feinstaub-Belastung. Das Bild ist etwas überzeichnet, es stimmt jedoch: Unsere Autos sind wie viele von uns einfach zu fett geworden. Für die Metropol-Regionen (Ballungsgebiete) ist es höchste Autobahn: E-Bike und Umstieg auf die Öffis wären ein Ausweg. Aber das kostet viel Einsicht.

"Wir wollen ein schlüssiges Gesamtkonzept und jetzt nicht eine Diskussion einzelner Maßnahmen", erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert zur Diskussion. Es werde am Ende eine Gesamteinigung geben. Seibert erläuterte, die Koalition habe vereinbart, bis Ende Februar 2019 das weitere Vorgehen mit Blick auf ein Klimaschutzgesetz abzustimmen. Eine Umfrage zum Tempolimit (aktuelle Deutschlandtrends im ARD-Morgenmagazin) ergab die zu erwartende Spaltung der Deutschen Nation als Ganzes. 51 Prozent der Befragten sprachen sich für die Einführung eines Tempolimits von 130 km/h auf deutschen Autobahnen aus, 47 Prozent dagegen.

Der Landtagsabgeordnete Jörg Vogelsänger fährt einen stinknormalen Gebrauchten aus der Polo- und Fiestaklasse. Verbrauch knapp 6 Liter pro 100 km/h. Das Fahrrad steht zu seinem Leidwesen zu viel im Schuppen. Das Thema Mobilität wird fortgesetzt.

 
 

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