EinGruß vom Erntefest 2016 in Beerfelde: Welcher Erntekranz wird diesmal gewinnen? Am kommenden Wochenende (9. und 10. September) ist die sorbisch-wendische Gemeinde Raddusch Gastgeberin des 14. Brandenburger Dorf- und Erntefests. Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Jörg Vogelsänger hat mit den Akteuren aus der Region Höhepunkte des Programms vorgestellt.
Erntefeste leben vom Engagement der Akteure vor Ort, von den Landfrauen, den Landwirten – und die haben sich seit der Vergabeentscheidung 2016 ins Zeug gelegt, um den Besuchern ein schönes Fest zu bieten. Der Landfrauenverband wird wieder den den Wettbewerb um die schönste Erntekronen ausrichten und die besten drei küren. Für den Landesbauernverband wird eine neue Landeserntekönigin als Botschafterin der märkischen Landwirtschaft gesucht.
Auch die Höfe in Raddusch laden zum Besuch ein. So kann mit der Kutsche oder dem Kahn vom Festgelände zum Bio-Bauernhof Buchan oder zur Buschmühle fahren, die in diesem Jahr ihr 240-jähriges Bestehen begeht. Etwa 15 Höfe öffnen sich, um unterschiedliches Handwerk, große und kleine Tiere sowie verschiedene Traditionen vorzustellen.
Vogelsänger: „Auch in einem schwierigen Jahr wollen und dürfen wir das Ende der Ernte feiern. Die Ernte war jahrhundertelang der Höhepunkt des Jahres, weil von ihr das Überleben ganzer Regionen abhing. Zwar werden Lebensmittel heute über Ländergrenzen und Kontinente hinweg gehandelt und in Deutschland muss sich wegen einer schlechten Ernte keiner Sorgen machen, dennoch soll uns auch heute ein Erntefest daran erinnern, dass wir die Milch und das Brot auf unserem Tisch der professionellen und harten Arbeit von Bäuerinnen und Bauern verdanken. Hinzu kommt, dass in jedem Jahr ein Dorf ausgewählt wird, dass Vorbildcharakter hat in Sachen Dorfentwicklung. So steht ein Brandenburger Dorf- und Erntefest auch für die beiden Säulen, auf denen die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik aufbaut – die Landwirtschaft und die Ländliche Entwicklung.“
Ministerpräsident Dietmar Woidke eröffnet
Eröffnet wird das zweitägige Brandenburger Dorf- und Erntefest auch in diesem Jahr wieder am Sonnabend (9. September) um 11.00 Uhr. Auch in diesem Jahr wird Ministerpräsident Dietmar Woidke es sich nehmen lassen, beim Start des Großen Festumzugs dabei zu sein. Neben Agrar- und Umweltminister Jörg Vogelsänger und dem Präsidenten des Landesbauernverbands Henrik Wendorff werden auch viele Vertreter aus der Landes- und Kommunalpolitik dabei sein. In Vertretung der Marschällin der Nachbarwojewodschaft Lebuser Land wird Tadeusz Jędrzejczak, Vorstandsmitglied auf Einladung Minister Vogelsänger an der Eröffnung teilnehmen. Vogelsänger „Es freut mich sehr, dass mit der Teilnahme des Marschalls Jędrzejczak an der Eröffnung, dieses Brandenburger Fest auch bei unserem polnischen Nachbarn Beachtung findet.“
Der Verband pro agro – neben dem örtlichen Festkomitee einer der Träger der Veranstaltung – sorgt mit seinen Betrieben wieder für einen Bauernmarkt mit Regionalprodukten. Gewissermaßen als Roter Faden werden sorbische Bräuche und Schauschober das Fest bereichern.
Etliche Radduscher engagieren sich in Vereinen wie dem Sportverein Raddusch 1924 mit 110 Mitgliedern, der Freiwilligen Feuerwehr, dem Heimat- und Trachtenverein. Der Heimat- und Trachtenverein betreibt die Heimatstube und vertritt Raddusch mit seiner Jugendtanzgruppe bei Veranstaltungen in der Region und darüber hinaus.
Über tausend Jahre Siedlungsgeschichte
Der Name des sorbisch-wendischen Dorfes dürfte auch vielen bekannt sein, die noch nicht hier waren. Wird doch bereits an der nahen Autobahn (A15 Richtung Cottus) zum Besuch der gelegenen Slawenburg Raddusch geworben. Die liegt zwar etwas abseits vom Dorf, ist aber auch der Beweis, dass es hier seit dem 9. Jahrhundert einen Ort gab. Der Niederlausitzer Ort wurde aber erst 1294 urkundlich erwähnt.
Raddusch mit seinen 700 Einwohnern ist ein Ortsteil der Stadt Vetschau/Spreewald und liegt mit einem Großteil seiner Fläche im Unesco-Biosphärenreservat Spreewald. Der Ort war und ist teilweise noch heute von Wenden (Sorben) bewohnt. Besonders auffällig sind die Spreewaldtrachten der Frauen. Straßennamen und Hinweisschilder sind oft zweisprachig. Zu den Erwerbsquellen gehörten die Landwirtschaft sowie die Fischerei. Der Kahn war in Raddusch lange Zeit ein wichtiges Verkehrsmittel. Für die Besucher bietet der Naturkahnfährhafen den Ausgangspunkt für Kahnfahrten in den Spreewald. Unter dem Motto “Von der Bahn in den Kahn“ können die Spreewaldbesucher vom Radduscher Bahnhof in nur zehn Minuten Fußweg den Kahnfährhafen erreichen. Über ein gut ausgebautes Wander- und Radwegenetz ist es den Urlaubern und Gästen möglich, von Raddusch aus den gesamten Spreewald zu entdecken.
Touren zu Fuß, auf dem Fahrrad oder mit dem Auto
Die Region ist sehr stark von Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft geprägt. Die Palette reicht von kleinen Hofläden mit nur wenigen Beschäftigten bis zu größeren Agrarbetrieben und Verarbeitern von landwirtschaftlichen Produkten.
Im März 2015 wurden die Vetschauer Hofladentouren unter dem Motto „Der Spreewald schmeckt“ Hofladentouren ins Leben gerufen. Drei Tourenvorschläge für Radfahrer, aber auch Autofahrer verbinden insgesamt 15 Hofläden und Direkterzeuger miteinander. Diese Wertschöpfungsketten sollen während des Dorf- und Erntefests präsentiert werden, zum Beispiel: „Wie kommt die saure Gurke ins Glas?“, „Vom Getreidekorn zum leckeren Holzofenbrot“ oder „Kartoffelanbau im Wandel der Zeit“.