
Wir schreiben das Jahr 1921. Vor genau 100 Jahren verwandelten sich 20 Hektar Märkischer Boden in eine indische Märchen-Landschaft. Hier entstand der Stummfilm-Zweiteiler "das indische Grabmal". Das Taj Mahal lässt grüßen. Ein internationaler Erfolg (Above the Law) für den deutschen Film in der junge Weimarer Republik. Der Woltersdorfer Verschönerungsverein berichtet davon in seinem Aussichtstrum. Jörg Vogelsänger erinnert: Faszinierendes Woltersdorf, der Verschönerungsverein hält die Erinnerung an das märkische Hollywood wach.
Eine einzigartige und schöne kleine Gemeinde am Flakensee und Kalksee in unmittelbarer Nähe der Metropole Berlin. Die Menschen leben gerne hier. Doch was macht alles diese Einzigartigkeit und Lebensqualität aus?
Es sind unter anderem gute Traditionen und die besonderen Sehenswürdigkeiten. Wer hat schon eine „eigene“ Straßenbahn, seit Jahrhunderten eine Schleuse, als 8.000 Einwohner Gemeinde ein eigenes Krankenhaus, ein Fidus-Denkmal und schließlich diesen wunderschönen Aussichtsturm auf dem Kranichsberg mit Blick zum Fernsehturm in die Metropole Berlin?
Bildunterschrift: Auf dem Aussichtsturm - er feiert in diesen Tagen seinen 60. Geburtstag - ist auch deutsche Filmgeschichte dokumentiert. Immer einen Besuch wert. Am Wochenende (4.9.2021) auf der Woltersdorfer Sehenwürdigkeit gesehen:
(Bild unten li.): Bundestagskandidat Mathias Papendieck, der Woltersdorfer Bürgermeisterkandidat Christian Stauch. Die amtierende Woltersdorfer Bürgermeisterin Margitta Decker, Fernsehstar Dagmar Frederic, Mathias Papendieck und Jörg Vogelsänger (Bild unten re., v.l.)
Seit dem Jahre 1884 gibt es den Verschönerungsverein in Woltersdorf. Er gehört zu den ältesten durch alle Krisen existierenden Vereinen in unserer Region. Bürger im Deutschen Kaiserreich aber auch in Österreich-Ungarn taten sich Ende des 19. Jahrhunderts zusammen und wollten ihre Heimat verschönern. Sie bauten unter anderem Aussichtstürme, wie den von Woltersdorf. Für uns scheint das wie ein Gruß aus einer friedlichen Zeit. Verschönerungsvereine brauchen solche Zeitspannen und sind gleichzeitig Symbol für ein Leben in Frieden...
Im selben Jahr 1884 wurde übrigens in Erkner der Männerchor „Harmonie“ gegründet. Beide Vereine haben heute Woltersdorfer als Vorsitzende. Engagiert geleitet werden die Vereine von Gisela Schuldt und Jürgen Damaschke. Ich darf in beiden Vereinen Mitglied sein, weiß von der engagierten Arbeit und möchte an dieser Stelle Danke sagen.
Der erste Aussichtsturm wurde vom Verschönerungsverein bereits zwei Jahre nach seiner Gründung 1886 errichtet. Der zweite Weltkrieg zerstörte unzählige Baudenkmäler in ganz Europa, so auch den Aussichtsturm in Woltersdorf auf dem Kranichsberg.
Dass vor 60 Jahren also 1961, dem Jahr der Errichtung der Berliner Mauer der Wiederaufbau gelang, war wiederum dem Engagement zahlreicher privater Initiativen und dem Verschönerungsverein zu verdanken. Es gibt also zwei Gründe zur feiern!
Im Jahre 1976 besetzte die Stasi den Turm für ihre Zwecke oder besser gesagt missbrauchte ihn. Erst mit der Wende 1989 wurde aus dem Aussichtsturm auf dem Kranichsberg in Woltersdorf wieder das, für was er einmal errichtet wurde: ein Erlebnis für Jung und Alt, Nah und Fern. Symbol für ein schönes Leben...
Der Turm ist an sich schon eine Reise wert, aber er birgt noch einen ganz besonderen Schatz. Das Vermächtnis des märkischen Hollywood. In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden In Woltersdorf nämlich fast 50 Filme gedreht. Die Umgebung von Woltersdorf diente nach dem Weltkrieg als Kulisse für etliche Regionen in den ganzen Welt. Ausland-Dreh waren der heimischen Filmindustrie verboten. Können Sie sich vorstellen, dass Märkische Heide rund um Woltersdorf als indisches Grabmal wie das Taj Mahal herhalten musste?
Jörg Vogelsänger: "Wenn ich Bekannten und Freunden davon erzähle, glauben die mir das vielfach gar nicht. Wie heißt es heute: „Fake News“.
"Allerdings kann ich mir das ganz einfach machen. Ich empfehle immer gern ein Besuch des Aussichtsturmes in Woltersdorf auf dem Kranichsberg. Hier gibt es Bilder von den Filmen „Die Herrin der Welt“ und „Das indische Grabmal“, gedreht in Woltersdorf".