Klima: Wo steht die Landwirtschaft?
„Mit weniger als fünf Millionen Tonnen jährlicher Treibhausgasemissionen hat unsere Agrarwirtschaft für die brandenburgische Klimaschutzpolitik nicht das Gewicht wie die Energiewirtschaft mit ihren Emissionen von zirka 59 Millionen Tonnen im Jahr“, so der Minister: „Das heißt aber nicht, dass unsere Bäuerinnen und Bauern dem Klimawandel nur zusehen, sondern im Gegenteil: Brandenburgs Agrarwirtschaft ist – im Wortsinn – auf ihrem Feld höchst aktiv, wenn es darum geht, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren.“
Weniger Kohlendioxyd und Stickoxide
Im Ergebnis wurden in der Landwirtschaft die Emissionen anteilig fast ebenso stark gesenkt wie in der Energiewirtschaft, „nämlich um mehr als 30 Prozent im Vergleich zu 1990“, betont der Minister. Damit leistet auch die Brandenburger Landwirtschaft ihren Beitrag zur Umsetzung der Pariser Klimaziele. Der Wermutstropfen in der Nachricht: Mit dem Zusammenbruch der DDR schlossen auch viele LPG für Schweinemast. Daher das Minus.
Ehrgeizige Klimaschutzziele für die Landwirtschaft
Auf der Pariser Klimaschutzkonferenz 2015 hat sich Deutschland zur weitgehenden Treibhausgasneutralität bis 2050 verpflichtet. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Bundesregierung den Klimaschutzplan 2050 aufgestellt. Dieser Plan formuliert bereits für das Jahr 2030 anspruchsvolle, mit Vorschlägen untersetzte Zwischenziele. Er enthält erstmals auch für die Landwirtschaft ein konkretes, nationales Treibhausgasminderungsziel.
Forschung für den Klimaschutz
„Brandenburg ist Standort wichtiger agrar- und umweltwissenschaftlicher Forschungseinrichtungen. Die finden nicht zuletzt dank der hohen Qualifikation vieler Betriebsleiter Partner in der Landwirtschaft, um innovativ und praxisnah klimaschutzrelevante Veränderungen umzusetzen“, betont Vogelsänger.
Es gibt zahlreiche Forschungseinrichtungen in Brandenburg, die sich mittelbar oder unmittelbar mit landwirtschaftlichen Fragen und den Folgen des Klimawandels beschäftigen. Dazu gehören: das Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS), das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE), die Universität Potsdam, das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), die Brandenburgische Technische Universität Cottbus–Senftenberg (BTUC), das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) und die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE)
Das Land unterstützt im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP) im Agrarbereich drei Vorhaben, die sich mit der Problematik Bewässerung und Effizienz befassen. Mit dem sparsamen Umgang von Wasser beschäftigen sich die Projekte „Precision Irrigation“, „Aqua C+“ und „Trees4Streets“. Ein weiteres Projekt zielt auf die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und die langfristige Bindung von Kohlenstoff im Boden: das Projekt „Gärprodukte zur Verbesserung der Stallhaltung und der Bodenstruktur“, in dem Biokohle aus Gärprodukten zum Einsatz kommt.
Klimaschutz beginnt im Stall
Klimabedingte Probleme der Tierhaltung beeinflussen die Haltungsqualität der Tiere unabhängig von der Größe der Bestände. In der Stallhaltung kommt es daher darauf an, mit baulichen und Managementmaßnahmen für gute Lüftung und Abkühlung zu sorgen. In der Freilandhaltung und in Ausläufen sind Schattenspender das Mittel der Wahl. Eine ausreichende Wasserversorgung ist bei jeder Haltungsvariante sicherzustellen. Für Maßnahmen zur Verbesserung der Tierhaltung in den Ställen kann hierfür durch landwirtschaftliche Betriebe die Agrarinvestitionsförderung in Anspruch genommen werden.
Das Land fördert über die einzelbetriebliche Investitionsförderung im Rahmen des ELER auch Stallmodernisierungen, die Emissionen von Klimagasen aus der Viehhaltung reduzieren. Bis Ende 2017 wurden in der laufenden EU-Förderperiode sieben Vorhaben zur emissionsärmeren Güllelagerung mit einem Gesamtinvestitionsvolumen in Höhe von 2.667.375 Euro bereitgestellt.
Mehr Tierwohl bedeutet meist mehr Auslauf, mehr Frischluft. Offene Systeme verhindern allerdings eine Reinigung der Abluft.
Kontrahenten: Dünger und Klimaschutz
Die Mark Brandenburg prägen leichten Böden, viel Sand und wenig Nährstoffe. Landwirte – egal ob konventionell oder bio – sind deshalb stärker als anderswo auf Dünger angewiesen. Der Bund hat nun am 26. Mai 2017 die Düngeverordnung verschärft und verknüpft damit die Erwartung, dass Maßnahmen zur Erhöhung der Stickstoffeffizienz Klimagas-Emissionen mindern. Kurz gesagt: Dünger besser einsetzen und weniger Schadstoffe erzeugen
Das Land fördert deshalb nicht nur die Technik zur Optimierung – sprich sparsamere - Düngung sowie eine extensive Flächenwirtschaft. In der Summe wurden in der aktuellen EU-Förderperiode auf 196.450 Hektar Maßnahmen mit Beiträgen zur Reduzierung der landwirtschaftlichen Düngung gefördert und dafür 31,5 Millionen Euro eingesetzt.
Im Agrarförderprogramm sind Injektionsgeräte für die Ausbringung von Gülle, Gärresten, Jauche und Sickersaft, an Tankwagen angebaute Geräte zur Direkteinarbeitung von Gülle, Gärresten, Jauche und Sickersaft wie Grubber, Scheibeneggen, Scheibenschlitzgeräte und vergleichbare Techniken sowie Schleppschuhverteiler jeweils mit und ohne Tankwagen förderfähig.
Das Ergebnis: Agrarumweltmaßnahmen und der ökologische Landbau reduzierten 2016 die Emissionen um 210.000 Tonnen CO2-Äquivalent.
Sparmaßnahmen in der Testphase
Derzeit laufen zwei Projekte im Agrar- und Umweltministerium zur Ermittlung des räumlichen Aufkommens an Wirtschaftsdünger. Die Frage also: wieviel bringt der Landwirt tatsächlich auf seinem Acker auf? In Auswertung dieser Potenzialanalyse werden Landwirte kostenlos zur Optimierung ihrer Biogasanlagen und zu Möglichkeiten der Verwertung von Wirtschaftsdünger beraten.
Die Agrarzahlungen-Verpflichtungenverordnung legt fest, wie eine Bodenbearbeitung zur Begrenzung von Wasser- und Winderosion zu erfolgen hat. Diese Anforderungen werden im Rahmen von cross compliance kontrolliert. Will auf gut deutsch heißen: Wer Förderungsgelder erhält, hat sich auch an die entsprechenden Vorschriften zu halten.
Schutz von Mooren dient allen
Über die Agrarförderung stellt das Land den Hauptteil der Mittel für den Moorschutz bereit.
KULAP-Teilmaßnahme innerhalb der Moorkulisse
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Förderfläche 2017 in Hektar
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davon mit
Düngungsverzicht
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Grünland gesamt in der Moorkulisse
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Extensive Grünlandbewirtschaftung KULAP
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50.100
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29.400
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Ökolandbau-Grünland
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30.200
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13.600
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Moorschonende Stauhaltung
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405
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405
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Nutzung von Ackerland als Grünland
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1.500
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1.500
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Umwandlung von Ackerland in Grünland
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100
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100
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Zwischensumme
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82.305
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45.005
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Extensive Grünlandbewirtschaftung mit Natura-2000-Ausgleich
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9.399
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900
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Summe
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91.704
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45.905
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123.650
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Zirka 65 Prozent der Grünlandflächen in der Moorkulisse werden mit der Förderung erreicht.
Rohstoffe vom Acker
Rohstoffe vom Acker gewinnen in Brandenburg immer mehr an Bedeutung. Für Deutschland wird nach Angaben der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. der Anbauumfang von Energiepflanzen im Jahr 2017 auf 2,35 Millionen Hektar geschätzt. Das wären zirka 14 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland.
Insgesamt wurden nach Angaben der Bundesnetzagentur mit Stand vom Juni 2018 im Zeitraum von 2015 bis 2018 3.700 Hektar zur Solarstromerzeugung genutzt, davon waren 158 Hektar als Ackerland ausgewiesen.
Kurzumtriebsplantagen gab es 2016 im Land Brandenburg auf 2.180 Hektar. Hier wird nach wenigen Jahren Holz als Energieträger geerntet. Sprich verfeuert. Durch die Etablierung von Agroforstsystemen können mehrfach positive Wirkungen erreicht werden: Neben einer Erhöhung der Biodiversität (unterschiedliche Pflanzen und keine Monokultur) und des Verdunstungs- und Erosionsschutzes kommt es durch Humusanreicherung zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Alternativen im Energiepflanzenanbau wie Mais-Bohnengemische oder mehrjährige Wildpflanzenmischungen wirken in ähnlicher Richtung und sorgen im Fall mehrjähriger Pflanzen gleichzeitig für Dauerbewuchs und extensive Bewirtschaftung.
Klima: Wandel und Anpassung notwendig
Vogelsänger: „Hartnäckige Leugner haben spätestens seit dem Sommerhalbjahr 2018 schlechte Karten: Was Wissenschaftler, gerade auch vom Potsdam-Institut für Klimafolgeforschung (PIK), seit langem prognostiziert haben, kann inzwischen vielfach belegt werden. Die Auswirkungen sich schneller vollziehender Veränderungen beim Klimawandel führen dazu, dass auch in Brandenburg häufiger Wetterextreme zu verzeichnen sind und dass die Region stärker unter den Einfluss des kontinentalen Klimas gerät. Prognosen gehen weiterhin davon aus, dass der Trend zu einer verlängerten Vegetationsperiode mittelfristig bestehen bleiben wird. All dies stellt gerade Land- und Forstwirtschaft vor große Herausforderungen, die auch zu Veränderungen führen werden. Brandenburgs Land- und Forstwirtschaft gehören – schon aus großem Eigeninteresse – zur Spitze der Bewegung, wenn es um mehr Klimaschutz und Anpassungen an den Klimawandel geht.“