Landleben Plus: Digitalisierung fortgeschritten

Veröffentlicht am 19.10.2017 in Allgemein

Bei manchen Versammlungen in Brandenburger Dörfern wird heftig über den Verlust des Tante Emma Ladens als Treffpunkt lamentiert und die Gemeindeschwester aus die Fünfziger Jahren soll wieder die Betreuung der Kranken übernehmen. Die Argumente wegzuziehen, scheinen in den Köpfen eher verhaftet als die Vorteile des Landlebens. Der Garten rund ums Haus, der nahe Wald, die saubere Luft wird als selbstverständlich wahrgenommen und konsumiert.

Denn nichts scheint widersprüchlicher als das reale Leben und die subjektive Wahrnehmung. Das gilt auch für das Landleben. Bei einer Befragung in Brandenburg äußersten sich die Bewohner des Ländlichen Raumes höchst zufrieden mit ihren Lebensumständen, beklagten aber gleichzeitig fehlende soziale Infrastruktur. Kein Hausarzt vor Ort, schlechte Busverbindungen, weit entfernte Schulen und Einkaufszentren.

Die Idylle gibt es nicht mehr

Die ländliche Idylle ist mit viel Nostalgie besetzt. Dabei hat die Zukunft auf dem Lande längst begonnen. Landwirtschaftliche Betriebe sind längst digitalisiert. Bei Aussähen und Ernten helfen Computer, GPS und Internet, ebenso beim Füttern von Vieh. Auch im Privatleben des Landlebens scheint sich einiges getan zu haben: Menschen aus der Provinz kaufen im Vergleich zu den Städtern inzwischen etwas häufiger im Internet ein. So die Brandenburger Befragung.

Reden wir vom Menschen

Wie selbstverständlich gehen wir davon aus, dass der ältere Mensch, allen voran die Seniorin nicht internetaffin ist. Sie wollen einfach nicht mit dem Computer umgehen. Abgesehen davon, dass es sich um ein Vorurteil handelt und gerne als Klischee genutzt wird. Menschen jenseits der Sechzig sind durchaus lernfähig und gegenüber Neuem aufgeschlossen. Allerdings müssen sie den Sinn der Umstellung auf eine neue Technik erkennen! Das Lernen aus dem Spieltrieb heraus funktioniert nur begrenzt. Allerdings: Wer heute 50 Jahre zählt, gehört in 15 Jahren zu den Senioren. Für diese Altersgruppe ist der Internetzugang selbstverständlich und wird es auch bleiben.

Rückzug der Institutionen und Dienstleister

Beeskow verliert seine DAK-Filiale. 2000 Zweigstellen der Banken und Sparkassen haben in den letzten Jahren dicht gemacht. Das Gros der Kunden hat sich jedoch weitaus früher verabschiedet. Sie treten längst über die Hotline oder übers Internet in Kontakt mit ihrer Krankenkasse oder Geldinstitut. Tendenz steigend. Im Grunde machen die Kunden ihre Filiale vor Ort selbst überflüssig.

Die App für die Stadt

Wann fährt der Bus? Welche Mülltonne muss wann? Die Brandenburger Kreisstadt Neuruppin stellte gerade App "Ruppin2go" für ihre Bürger vor. Sie informiert über alles Wichtige in der Stadt Per Smartphone oder Tablet gibt es Nachrichten, Veranstaltungstipps, Fahrpläne und Hinweise für Ärzte- oder Apothekernotdienste.

Auch das Beschwerdeportal "Maerker" ist integriert. Wer sich zum Beispiel über eine kaputte Laterne ärgert, kann sie fotografieren und die Stadtverwaltung bitten, diese schnell zu reparieren. Die Stadtwerke Neuruppin gaben den Anstoß für "Ruppin2Go2. Mit im Boot: Sparkasse, Stadtverwaltung und weitere Partner. Die App kostete rund 23.000 Euro, programmiert von Entwicklern einer Hamburger Firma, bereits ähnliche Apps für Magdeburg, Trier und Koblenz entworfen hat.  

Die App fürs Dorf

Im Westerwald weht noch ein ganz anderer Wind. Die Digitalisierung des privaten Landlebens wird systematisch untersucht. "Aus Landflucht wird Landlust", so der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering (IESE) in Kaiserslautern, Peter Liggesmeyer. Er vor allem Chancen einer Digitalisierung für den ländlichen Raum. Dabei geht es den Forschern weniger um die reine Ausstattung des ländlichen Raum mit Breitband-System.

Gezielte Angebote über das Internet sollen die Lebensqualität auf dem Dorf verbessern. So der Ansatz: Die Abwärtsspirale von Vergreisung, leerstehenden Gebäuden, dem Rückzug Einzelhandels in entfernte Einkaufszentren, fehlende Hausärzte, Kinderbetreuung oder Schulen gelte es zu stoppen. Die ersten Erfahrungen mit den "digitalen Dörfern" hätten gezeigt, wie eine Revitalisierung ländlicher Regionen gelingen könne.

Digitale Dörfer als Alternative

Das Projekt der "Digitalen Dörfer" in Rheinland-Pfalz jetzt Dienste zur Vernetzung der Dorfgemeinschaft entwickeln. In dem Projekt will das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE) in Kaiserslautern demonstrieren, wie die Digitalisierung gezielt genutzt werden kann, um das Leben in einem Dorf attraktiver zu machen. Das Projekt sieht sich als Vorreiter für ähnliche Initiativen in anderen Bundesländern.

Behördenkram übers Internet

Ebenfalls zum Nachahmen anregen will das Bürgerportal im Kreis Cochem-Zell. Die Bewohner des Landkreises können in diesem Modellprojekt online auf alle Dienste der Verwaltung zugreifen. "Ziel ist es, dass dieses Modell auf das ganze Land ausgedehnt werden kann und auch bundesweit mit anderen Ländern kompatibel ist", erklärt die für Digitales zuständige Staatssekretärin Heike Raab (SPD). Der Bund hat sich vor wenigen Tagen mit den Bundesländern darauf geeinigt einen einheitlichen Zugang für Bürger zu schaffen.

Medizinische Versorgung

Die kassenärztliche Vereinigung und andere ständische Organisation der deutschen Mediziner haben sich bewegt: Der (erste) Arztbesuch kann auch übers Internet geschehen. Für die echten Flächenstaaten in Europa, also Skandinavien, ist das längst Praxis. Auch die Überwachung von Risiko-Patienten. Nicht umsonst steht Smartphone-Vorreiter Apple bereits in den Startlöchern, wenn es um die Patienten-App geht.

Problem Mobilität

Darf ein Neunzigjähriger, der seinen Führerschein abgegeben hat, mit seinem autonomen Fahrzeug von seiner Wohnung auf dem Dorf alleine in die Stadt fahren? Auch wenn das eigenständig fahrende Auto noch Zukunftsmusik ist, für die Juristen des Landes ist das sicher eine delikate Problematik. (Man kann darauf wetten, das diese Variante des autonomen Fahren, sämtliche Instanzen der Gerichte beschäftigen wird.)

Busse und Bahnen sind zu teuer

Der Öffentliche Personen Nahverkehr (ÖPNV), also regelmäßig verkehrende Busse und Bahnen, sind im dünn besiedelten Ländlichen Raum schlichtweg zu teuer. Die Rechnung: Ein Busfahrer macht mit seinem Verdienst fast die Hälfte der Betriebskosten aus. Dazu kommen rund vierzig Liter Diesel pro 100 Kilometer für einen Linienbus. Das muss alles bezahlt werden. Drei zahlenden Fahrgäste im Bus für rund 80 Personen können das nicht. Abgesehen von der heute bereits selbstverständlichen Nachbarschaftshilfe, müssen neue Lösungen gefunden werden. Sei es um den Patienten aus dem Dorf sporadisch zum Facharzt in die Stadt zu bringen oder den Schüler ins entferntere Gymnasium. Ein autonomes Fahrzeug, das auf Abruf kommt, wäre eine Lösung.

Postauto folgt wie ein Hund

Gibt es nicht. Man muss sagen: Noch nicht. Der elektrobetriebene Streetscooter der Deutschen Post (DHL) wird gerade aufs autonome Fahren getrimmt. Das Ziel: Der Lieferwagen soll wie ein Hund hinter seinem Herren (Postzusteller) hertrotten, wenn dieser Briefe und Pakete abliefert. Der neue Auto A8 (Vorsprung durch Technik) wird in Kürze selbständig lenken und ein Ziel ansteuern. Noch fehlen ein paar technische Zusätze, die gerade entwickelt oder bereits getestet werden. Bereits als Prototypen vorhanden: autonom fahrenden Minibusse für Kleinstädte, mit Oberleitungen ausgestattete Autobahnen für LKW (zwischen Frankfurt und Darmstadt)

Land als Neue Heimat

Ferienhäuser gibt es bereits für 1 Euro! Allerdings in der Toskana und Sizilien. Natürlich sind es PR-Aktionen von italienischen Bürgermeistern. Die Besitzer sind zudem aufgefordert die verlassenen Häuser innerhalb von zwei Jahren zu renovieren oder besser gesagt wieder aufzubauen. Der Hintergrund: Die Landflucht in den Fünfziger Jahren hatte tausende von italienischen Orten zu Geisterdörfern verkommen lassen. Wenn wir leere Dörfer in Brandenburg beklagen, sollten wir an neue Lösungen denken. Es ist übrigens nicht ungewöhnlich, wenn sich wohlhabende Städter in den Ferien und am Wochenende vom Stress ihrer Metropole erholen. Berlin wird bald vier Millionen Einwohner zählen, hinzu kommt der Speckgürtel.

Der Rückzug in die Idylle des ländlichen Lebens ist also das allerletzte, was wir gebrauchen können. „Im Märzen der Bauer sein Rößlein anspannt“, ist wirklich gestern.

Politik muss Perspektiven bieten

Helmut Schmidt erklärte einst schnodderig wie es nur er konnte: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt“. Der Hanseat war Pragmatiker und hatte aus seiner Sicht recht. Aber Politik sollte seinen Wählern wenigstens Perspektiven bieten. Bei den Sozialdemokraten hapert es mit der Vorstellung von Zukunft inzwischen gewaltig. Der Niedergang der Sozialdemokratie in ganz Europa hat damit zu tun.

Klassische Forderungen der Sozialdemokratie

Wir sind die Urenkel der Arbeiterbewegung. Unsere Groß- und Urgroßeltern wollten aus dem Teufelskreis von Armut und Unterdrückung ausbrechen und an den Errungenschaften der industrialisierten Gesellschaft teilhaben. Viele klassische Forderungen der einstigen Arbeiterpartei sind inzwischen Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens, dass auch Konservative und Nationalisten sie nicht grundsätzlich in Frage stellen: Tarifverträge, Sozialversicherungen, Gleichberechtigung, Aufstiegschancen.

Das sind alles Kernkompetenzen der Sozialdemokratie, die es zu verteidigen und auszubauen gilt. Wir sollten uns allerdings davor hüten den Rückzug in einen ökologisch korrekten Obstgarten als Zukunftsperspektive zu betrachten. Ohne Technologie werden 7,5 Milliarden Menschen kaum überleben.

Technik frisst Gesellschaft

Was viel mehr schreckt: Die Politik ist nicht in der Lage, sich schnell genug auf eine erneute technologische Revolution einzustellen. Die westlichen Industrieländer mit ihren demokratischen Gesellschaftssystemen sind nicht mehr in der Lage, hier ordnend einzugreifen. Geschweige denn Perspektiven zu bieten. Das allerletzte was hier geeignet ist, ist die Politik der ruhigen Hand. Sie hat es ohnehin nicht gegeben, war eher eine gefühlvolle Umschreibung für Untätigkeit.

Vorbild Raumschiff Enterprise

Es ist fast ein Treppen-Witz der Geschichte: Junge Amerikaner bastelten Ende der Siebziger Jahre aus militärischen Bauteilen ihren Personal Computer zusammen. Die nachfolgende Generation setzte eine vollkommen skurrile Idee um. Sie wollten Kommunikationsgeräte besitzen wie Captain Kirk im Raumschiff Enterprise. Das mobile Telefon (deutsch: Handy) war geboren.

Ausgerechnet in einem entlegenen Winkel der Erde entstand binnen weniger Jahre der weltgrößte Anbieter von Mobiltelefonen. Finnland bot ideale Voraussetzungen: Jeden Bewohner mit einem Telefonanschluss per Kupferkabel zu versorgen, war einfach zu teuer. Manche afrikanische Länder haben deshalb heute modernere Mobilfunk-Masten als die Hochburgen der Technik in Europa. Im Moment beherrscht das Smartphone das Internet als Zugangsmedium. Wir können darauf warten, dass das nächste „Spielzeug“ auf den Markt kommt.

Die Macht der Populisten

Er erkenne seine Stadt nicht mehr, erklärte ein Professor der Volkswirtschaft auf einer Wahlveranstaltung in Karlsruhe vor einigen Monaten. Abgesehen, dass er sich mit seiner Aussage fachlich disqualifizierte. Gesellschaft und Wirtschaft und Märkte ändern sich ständig. Das kann man in jeder Einführung der Volkswirtschaft nachlesen. Er meinte natürlich die Physiognomie der Bewohner. Nicht mehr blond genug, so sein Urteil.

Herr Professor: Jedes Jahr verschwindet in der (gemeinsamen) Bundesrepublik eine Großstadt. Rund 140.000 Menschen weniger zählten die Statistiker in den letzten Jahren. Der demografische Wandel bedroht in den kommenden Jahren hunderttausende von Arbeitsplätzen. Das wird sich bemerkbar machen. Fehlende Steuereinnahmen. Produkte, die nicht mehr hergestellt werden können. Vor allem leere Dörfer.

 
 

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