Der Schutz der Großtrappen zeigt erste Erfolge. Die schwerste der heimischen Vogelarten ist in Deutschland wieder mit 259 Exemplaren vertreten. Vor zwei Jahrzehnten waren gerade einmal 57 Exemplare der Otis tarda übrig geblieben. Neu aufgelegt: Eine Broschüre zum Thema Großtrappen in Brandenburg (zum Download).
Sie zählen zu den schwersten flugfähigen Vögeln der Welt. Mit ihrem Gewicht von bis zu 16 Kilogramm müssen Märkische Sträuße wie Flugzeuge gegen den Wind starten. Bis zu 20 Jahre können Großtrappen alt werden. Als Einwanderer in Brandenburg sind sie dem Menschen gefolgt, als der im Mittelalter die Wälder rodete um Acker zu schaffen. Sich die Erde Untertan machte (oder verwüstete – je nach Sichtweise).
Denn der ursprüngliche Lebensraum der Großtrappen lag in den weiträumigen Steppenlandschaften. Die Puten ähnlichen und mit den Kranichen verwandten Trappen benötigen weite, übersichtliche und störungsarme Gebiete ohne Bebauung. In der Brut- und Aufzuchtzeit gehören sie zu den anspruchsvollsten Vögeln.
Sie kamen mit dem Ackerbau
Mit dem Abholzen im 11. und 12. Jahrhundert entstanden ausgedehnte Acker-, Wiesen- und Weidelandschaften. Eingewanderte Deutsche aus dem Westen des Reiches leisteten ganze Arbeit. Dies waren für Trappen attraktive Lebensräume, die sie schnell besiedelten. Bis ins 18. und 19. Jahrhundert gehörten die großen Vögel zu den typischen, weit verbreiteten Arten in den mitteleuropäischen Agrarlandschaften.
Ihre Brut- und Aufzuchtzeit zieht sich über viele Wochen hin, in denen die am Boden brütende Art besonders gefährdet ist. Zudem ist der Hunger der Küken in den ersten Wochen enorm: etwa tausend große Insekten pro Tag benötigten sie. Dies erfordert eine artenreiche Pflanzenwelt, in der viele Insekten, Spinnen, Würmer und andere wirbellose Tierarten leben.
Trappe als Wildbret und Feind im Garten
Brandenburg war eine Hochburg der Großtrappen in Deutschland. Das ist auch der Grund für den Spitznamen „Märkischer Strauß“. Das Verhältnis zum Vogel war zwiespältig: Junker und Jagdherren schätzten die Vögel aus jagdlicher und kulinarischer Sicht. Bauern klagten, dass sich Großtrappen an ihren Gemüsekulturen gütlich taten. Mit Genehmigung Friedrich II. gingen die Märker deshalb ab dem Jahr 1753 daran, die Großtrappen zu vertreiben. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts mussten Schulkinder Trappen-Eier auf den Feldern sammeln.
Im Jahre 1939 lebten in den Grenzen der Mark Brandenburg noch etwa 3.400 Trappen. Das war mehr als die Hälfte der damals in Deutschland heimischen Tiere. In den folgenden Jahrzehnten sanken dann die Bestände rapide. Denn intensive Landnutzung, das immer dichter werdende Straßennetz, Bebauung und Strommasten machen der Art zu schaffen. Den Rest erledigen Raubtiere wie der Fuchs und Marder.
Landwirte als Schützer der Großtrappen
Ein erstes Schutzprogramm startete schon zu DDR-Zeiten. In den Siebzigerjahren, als es noch weit über tausend Großtrappen gab. Es beschränkte sich jedoch auf ausgewählte Gebiete. Dies waren das Havelländische Luch, die Belziger Landschaftswiesen und grenzübergreifend mit Sachsen-Anhalt das Fiener Bruch. Vergeblich: Mitte der Neunziger Jahre schien das Schicksal der Art in Deutschland mit nur noch 57 Vögeln besiegelt. Nur noch fünf Vögel gab es in Sachsen-Anhalt.
Es folgte ein neuer Anlauf der der Arterhaltung: Der Schutz umfasst ein breites Spektrum an Verbesserungen des Lebensraumes. Störungen durch den Menschen werden minimiert, die kontrollierte Beobachtung der balzenden Trappen aber möglich. Der Bestand wurde durch Auswilderung von Jungvögeln aufgepäppelt. Die Aufzucht von Menschenhand gelang.
Wilde Wiesen für viele Arten
Eine extensive Bewirtschaftung von geeigneten Äckern, Wiesen und Brachflächen und kommt auch vielen anderen Tier- und Pflanzenarten zugute. Auf diesen Flächen wurden bereits zahlreiche Rote-Liste-Arten nachgewiesen, darunter auch solche, die in Brandenburg bereits als ausgestorben galten.
Die Landwirte in den drei Großtrappenschutzgebieten bleiben damit die wichtigsten Verbündeten für die Vogelschutzwarte und den Förderverein Großtrappenschutz, so ein Fazit. „Ein Wermutstropfen bleibt die Tatsache, dass außerhalb der gezäunten Areale nur zwei Jungvögel flügge geworden sind“, heißt es in der Bilanz für 2015 der Vogelschutzwarte.
Daher sehen die staatlichen Naturschützer Fuchs-sichere Einzäunungen von 15 bis 30 Hektar Umfang als derzeit beste Strategie an, um mit dem hohen Druck auf die Bruten durch Beutegreifer umzugehen. Mit dem Gespür für Sicherheit suchen viele freilebende Hennen diese eingezäunten Flächen gezielt zur Brut auf. Sobald die Jungvögel fliegen können, nutzen viele der Vogel-Familien die umliegenden Flächen. Der Anfang scheint gemacht. Vielleicht gelingt es, eine verlorene Flora und Fauna wieder zurück zu bringen.