Medikamenten-Engpässe: Globale Pillen-Dreher am Ende?

Veröffentlicht am 30.01.2023 in Gesundheit

Es ist erschreckend, dass dringend benötigte Medikamente nicht zur Verfügung standen oder immer noch stehen. Die Brandenburger Apothekerkammer hatte, als viele Bürger wegen einer Erkältung oder Grippe im Bett lagen, auf Engpässe bei Fiebersäften, Erkältungsmitteln und einigen Antibiotika hingewiesen. Björn Lüttmann, SPD-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Ausschusses für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz im Landtag Brandenburg beschreibt die Ursachen der globalen Versorgungslücken und Maßnahmen dagegen.

Das Thema verlässt den Rahmen der Landespolitik deutlich. Lieferengpässe bei Arzneimitteln gibt es gegenwärtig beispielsweise auch in den USA, sie sind ein globales Problem und wirken sich stets auf ganz Deutschland beziehungsweise ganz Europa aus! Wir müssen deshalb die Versorgungslage mit Medikamenten, zumindest in der  Europäischen Union im Blick haben!

Die Gründe für die Lieferengpässe bei Medikamenten in den vergangenen Wochen und Monaten lagen vor allem in gestörten Lieferketten oder auch zeitweiligem Stillstand von produzierenden Unternehmen.

Hinzu kommt in diesem Winter nach zwei Jahren Corona bedingter Isolation von weiten Teilen der Bevölkerung eine besonders extreme Erkältungs- und Grippewelle! Das hat u.a. auch zu Hamsterkäufen geführt, die die Knappheit noch einmal verschärften.

Um es klarzustellen: Die Versorgung ist nicht zusammengebrochen! Wir sollten uns bei all jenen bedanken, die in der schwierigen Weltlage alles dafür tun, die Versorgung mit Medikamenten sicher zu stellen…

Und das sind in Deutschland rund 500 Herstellerfirmen, rund 20 Großhandelsunternehmen und mehr als 20.000 Apotheken! Deren Mitarbeiter waren gefordert, zum Teil mischten sie fehlende Medikamente selbst an, zum Teil treten sie in Kontakt mit behandelnden Ärztinnen und Ärzten, um Alternativen zu besprechen. Dennoch: Wir alle kennen die Berichte von Betroffenen, die vergeblich für dringende Medikamente angestanden haben.

Die Corona-Pandemie – auch der Krieg in der Ukraine – und die daraus folgenden Lieferengpässe führen uns deutlich vor Augen, in welche Abhängigkeiten uns der Einkauf billiger Medikamente auf dem Weltmarkt gebracht hat.

Asien, der Rohstoff-Lieferant

Rund 70 Prozent der für Europa bestimmten medizinischen Wirkstoffe werden inzwischen in Asien produziert. Für manche Wirkstoffe gibt es nur noch wenige Hersteller, sie haben fast ein Monopol, und wenn dann einzelne Anlagen ausfallen, gibt es schnell weltweite Lieferprobleme.

Und dabei ist uns eigentlich allen klar, welche Produktionsbedingungen zum Beispiel in Indien teilweise herrschen – wie uns das ja bei anderen Produkten, wie unserer Kleidung, ja theoretisch auch klar ist.

Nehmen wir das Beispiel der indischen Millionenmetropole Hyderabad: Dutzende Pharmafabriken produzierten dort für die ganze Welt, auch große deutsche Generikahersteller. In dort entnommenen Wasserproben werden inzwischen Rückstände von insgesamt 25 verschiedenen Medikamenten gefunden. Unter anderem Antibiotika oder Pilzmedikamente.

Und dies ist nicht nur schlecht für die Umwelt und die Menschen vor Ort. Es kommt auch irgendwann zu uns zurück! An multiresistenten Keimen sterben schon heute nach Schätzungen bis zu 1,2 Millionen Menschen jährlich weltweit!

Denn wenn Antibiotika in die Umwelt gelangen, entwickeln sich auch resistente Bakterien. Sie breiten sich dann verstärkt aus, da sie gegenüber anderen Bakterien einen Überlebensvorteil haben. Und diese multiresistenten Keime können dann von dort wieder in die gesamte Welt hinein getragen werden. Gegen sie gibt es dann oft kein Mittel mehr.

Europa - Produktion zurückholen

Die Rückkehr zur eigenen Arzneimittel-Herstellung in Deutschland und Europa ist deshalb in mehrfacher Hinsicht sinnvoll:

  • Um unsere Abhängigkeit vom asiatischen Markt zu begrenzen,

  • um die Herstellung mit unseren Sozial- und Umweltstandards zu garantieren,

  • um die Belastung in den heutigen Herstellerländern bestenfalls zu beseitigen

  • und damit auch das Entstehen von multiresistenten Keimen in Größenordnungen zu verhindern!

Das soll aber nicht heißen, Rückkehr zur einer autarken Versorgung. Denn wir leben nun mal in einer durch und durch vernetzten Welt. Wir profitieren in der Region als Standort von Forschung und Produktion von der Globalisierung! Global Player wie etwa Astra Zeneca, Bayer, Pfizer, Sanofi und Takeda sowie mehr als 20 mittelständische pharmazeutische Unternehmen sind in Berlin-Brandenburg ansässig und beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter. 

Deutschland exportiert

Auch als Exportnation bei Arzneimitteln profitiert Deutschland von der Globalisierung: Rund 15 Prozent aller weltweit ausgeführten Medikamente kommen immer noch aus der Bundesrepublik.

Europa schafft neue Bedingungen

Die Lage ist also kompliziert, ein von Bund und EU losgelöstes Handeln bei der „Sicherstellung der Medikamentenversorgung im Land Brandenburg“ geht gar nicht. Deshalb ist es auch gut, dass die Europäische Union mit der bevorstehenden Überarbeitung des Europäischen Arzneimittelrechts Rahmenbedingungen schaffen will, die Lieferketten erhalten und Lieferengpässe möglichst ausschließen sollen.

Dazu wurde unter anderem 2021 von der Kommission die Generaldirektion für Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (HERA) eingerichtet. Sie soll zu einer so genannten »offenen strategischen Autonomie« der EU beitragen. Importabhängigkeiten bei Arzneimitteln sollen identifiziert und beseitigt werden. Es ist wichtig, dass die Europäische Union effizienter zusammenarbeitet und gerade in Zeiten von Lieferengpässen sowohl im Hinblick auf die Einfuhr, die Produktion und den Austausch von Medikamenten zusammensteht!

Gesundheitsminister handelt bereits

Bereits mit dem Bundeshaushalt 2023 wurden im November 185 Millionen Euro zur Co-Finanzierung des europäischen Programms zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Wertschöpfungsketten (IPCEI Health) freigegeben.

Ein Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums vom Dezember 2022 bildet nun auch die Grundlage für ein nationales Gesetzespaket zur Vermeidung von weiteren Arzneimittelengpässen. Die drei wichtigsten Ziele des Bundesministers sind:

1. Zukünftige Arzneimittelengpässe zu vermeiden,

2. die Versorgung mit Kinderarzneimitteln zu verbessern und

3. den Arzneimittel-Produktionsstandort EU zu reaktivieren.

Für bestimmte Kindermedikamente wie Fiebersaft oder Zäpfchen können die Krankenkassen den Herstellern ab
1. Februar 2023 vorübergehend mehr Geld zahlen. Damit soll der momentanen Knappheit bei diesen Arzneimitteln begegnet werden.

  • Ebenfalls über finanzielle Anreize sollen zudem Medikamente für die Krebsversorgung Erwachsener und Antibiotika wieder besser verfügbar werden.

  • Die Pläne sehen vor, dass generell bei der Medikamentenbeschaffung nicht mehr nur der billigste Anbieter zum Zug kommen soll, sondern Hersteller aus der EU berücksichtigt werden.

Gute Herstellungsbedingungen sollen also künftig vor den Preis gehen und die Abhängigkeit vom asiatischen Markt verringern!

  • Die Bundesregierung prüft, ob die Förderung des Auf- und Ausbaus lokaler Produktionsanlagen machbar ist.

  • Kriterien sollen erarbeitet werden, um Versorgungsprobleme künftig rechtzeitig zu erkennen.

 
 

Für Sie vor Ort

Bürgerbüro NEUENHAGEN
Sprechzeiten
Dienstag    14:00 - 18:00 Uhr
Mittwoch   14:00 - 18:00 Uhr
Freitag          9:00 - 12:00 Uhr

Ernst-Thälmann-Straße 32A
15366 Neuenhagen bei Berlin
Telefon 03342/ 212 446
E-Mail wk(at)joergvogelsaenger.de

Bürgerbüro ERKNER
Sprechzeiten
Montag          13:00 - 16:00 Uhr
Mittwoch       09:00 - 12:00 Uhr
Donnerstag   13:00 - 16:00 Uhr
Friedrichstraße 22a

15537 Erkner
Telefon 03342/ 212 446
E-Mail wk(at)joergvogelsaenger.de

Bitte verabreden Sie einen Termin mit dem
Landtagsabgeordneten Jörg Vogelsänger

Ihr Bundestagsabgeordneter

Mathias
Papendieck

Wo ist was los?

Alle Termine öffnen.

02.04.2023, 12:00 Uhr - 14:00 Uhr Heimspiel Blau-Weiß Mahlsdorf/Waldesruh gegen Freie SVgg Hansa 07

15.04.2023, 09:00 Uhr - 12:00 Uhr SPD-Infostand

15.04.2023, 19:00 Uhr - 21:00 Uhr TSGL Schöneiche gegen Lindow-Gransee
Volleyball, 2.Bundesliga Nord, Männer

Alle Termine

Nachrichten

24.03.2023 17:46 Europa muss sich auf Zukunftsaufgaben konzentrieren
Vom heute startenden EU-Gipfel muss in dieser herausfordernden Zeit eine Botschaft der Geschlossenheit und des Fortschrittswillens ausgehen. Achim Post fordert, bei schwierigen Themen und Blockaden zügig pragmatische Lösungen zu finden. „Europa darf sich nicht im Zwist über Einzelthemen verzetteln, sondern muss sich auf die wesentlichen gemeinsamen Zukunftsaufgaben konzentrieren. Vom EU-Gipfel muss in dieser herausfordernden Zeit… Europa muss sich auf Zukunftsaufgaben konzentrieren weiterlesen

23.03.2023 17:42 Bengt Bergt zu Windgipfel
Gute Arbeitsbedingungen sind Voraussetzung für erfolgreiche Wind-Industrie Der gestrige Windgipfel muss der Auftakt sein für eine übergreifende Kraftanstrengung aller Akteure für mehr Windenergie an Land. Die SPD-Bundestagsfraktion unterstützt den Prozess. Nur mit guten Arbeitsbedingungen lassen sich Fachkräfte gewinnen und die Klimaziele erreichen. Der Bundeswirtschaftsminister muss mehr staatliche Unterstützung leisten. „Wir haben in den vergangenen Monaten… Bengt Bergt zu Windgipfel weiterlesen

13.03.2023 19:00 Bundeshaushalt: Lindner verschiebt Vorlage der Etat-Eckwerte
Die Verschiebung bei den Haushaltsverhandlungen ist nicht ungewöhnlich. Es zeichnet sich ab: Die Aufstellung des Bundeshaushalts 2024 wird eine Herausforderung. „Dass es im Rahmen der Haushaltsaufstellung zu Verschiebungen kommt, ist nicht ungewöhnlich. Unbestritten wird die Aufstellung des Bundeshaushalts 2024 eine Herausforderung. Es ist gut, dass sich die Regierung dafür die nötige Zeit nimmt. Am Ende… Bundeshaushalt: Lindner verschiebt Vorlage der Etat-Eckwerte weiterlesen

09.03.2023 20:41 FÜR EINE NEUE OSTPOLITIK
SPD-Chef Lars Klingbeil macht sich als Konsequenz aus Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine für eine neue Partnerschaftspolitik mit Ost- und Mitteleuropa stark. Lars Klingbeil legte bei einer „Zeitenwende-Konferenz“ in Warschau einen Fünf-Punkte-Plan zu einer neuen Ostpolitik der Sozialdemokratie in Europa vor. „Wir haben in den letzten Jahren Fehler im Umgang mit Russland gemacht und die… FÜR EINE NEUE OSTPOLITIK weiterlesen

08.03.2023 00:38 GLEICHE CHANCEN FÜR ALLE. FÜR DICH.
Equal Pay Day, Internationaler Frauen*tag, jeder Tag:Die SPD macht sich stark für Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter. Denn wir wollen eine Gesellschaft, in der sich die Menschen mit Respekt begegnen. Es geht nicht um Applaus in Krisenzeiten, es geht um Zusammenhalt zu jeder Zeit. Es geht um sichere Jobs und gute Arbeitsbedingungen, um gerechte… GLEICHE CHANCEN FÜR ALLE. FÜR DICH. weiterlesen

Ein Service von info.websozis.de