Die Straßenbahn Schöneiche bei Berlin ist eine Überlandstraßenbahn östlich in und von Berlin. Ihre einzige Strecke ist 14,1 Kilometer lang und wird von der Linie 88 bedient, sie führt vom S-Bahnhof Berlin-Friedrichshagen über Schöneiche bei Berlin nach Rüdersdorf bei Berlin. Die Schöneicher Straßenbahn ist die einzige verbliebene meterspurige Straßenbahn (1000 Millimeter Spurweite) im Berliner Raum. So steht es in Wikipedia, trocken, auf das wesentliche verkürzt. Es steckt aber mehr dahinter.
DUEWAG GT6 in rot: gebraucht aus Heidelberg
Wir schreiben das Jahr 2020 und die Tram von Schöneiche wird 110 Jahre alt. Eine kleine Straßenbahn am Rande einer Metropole, die im Laufe ihrer Geschichte allerlei Flickwerk überlebt hat, was die Technik als auch die Gesellschaftsformen betrifft. Ein kleines Jubiläum zwischendurch würde reichen und wir könnten zur Tagesordnung übergehen.
Doch ohne Sinn für vergangene Ereignisse und Zeitgeist reduziert sich diese Bahn auf eine Aufzählung von technischen Details. Das sollte nicht sein.
Noch vier Jahre sind es bis zum großen Krieg, der den Niedergang der europäischen Mächte einleitet. Millionen Menschen werden auf den Schlachtfeldern sinnlos verheizt, noch mehr sterben an einer furchtbaren Krankheit, die spanische Grippe genannt wird, aber eigentlich aus den USA stammt.
Doch schauen wir auf die boomende Metropole Berlin des Jahres 1910. Wer es sich leisten kann, flieht aus der größten Industrieregion des Kaiserreiches. Der wohlhabende Bürger kauft seine Parzelle am östlichen Rande und baut, auch in Schöneiche. Eine bessere Verbindung zum Arbeitsplatz, zu den Konsumtempeln rund um Alex und Potsdamer Platz muss her. Am besten eine Bahn.
Linie 88: ein ausgedientes Exemplar
Nach etlichen Plänen, was die Technik und die Finanzen betraf, lag Anfang März 1910 schließlich der Antrag „1000mm Kleinbahn mit Personenverkehr Friedrichshagen – Schöneiche“ vor. 89.916,75 Goldmark sollte sie kosten einschließlich zwei gebrauchter Personenwagen. Es waren umgebaute Pferdewagen. Zunächst mit einer Lokomotive mit (unzuverlässigem) Benzol-Motor – genannt Benzoline (Es war ein Ottomotor, der mit dem Kokereiprodukt Benzol betrieben wurde). Erst später stellte sich heraus, dass die brennbare Flüssigkeit äußerst giftig und krebserregend war).
Verbrenner versus Elektromotor
Am 28. August 1910 zockelte die erste Bahn offiziell los. Täglich jeweils 18 Fahrten in beide Richtungen. Die Schöneicher waren übrigens clever: Beim Bau wurde darauf geachtet, dass später auch eine elektrische Bahn fahren konnte und die fuhren auch ab Juni 1914. Es waren umgebaute Pferdewagen, so wie 35 Jahre zuvor Werner von Siemens seine erste elektrische Bahn der Welt mit ausrangierten Gefährten zusammengebaut hatte.
Schneller als heute planten unsere Ur-Urgroßväter dennoch nicht. Die ersten Ideen für eine Erschließung der Region mit einer Kleinbahn stammten bereits aus dem Jahre 1894. In Zeiten der „Bahnbauwut“ wurde im ganzen Reich geplant, Geld beschafft, Firmen gegründet und wieder aufgelöst. Schließlich war der Bürger im Kaiserreich zu Beginn des neuen Jahrhunderts (1900) technikfreundlich und fortschrittlich.
Reisen mit Komfort
Und eine Bahn auf Schienen ohne Pferde, angetrieben von Dampf, Benzol oder Strom waren ein schier unglaublicher aber machbarer Fortschritt. Die preußischen Landstraßen und das Kopfsteinpflaster in den Städten machte das Reisen beschwerlich. Und es hatte kaum 40 Jahre gebraucht, um das Deutsche Reich mit einem dichten Eisenbahnnetz zu überziehen. Alles Geschichte.
Heute erlebt die Straßenbahn so etwas wie eine Renaissance, nachdem zumeist die westlichen Stadtplaner spätestens in den Sechziger Jahren in vielen Städten die Gleise von Tram und Elektrischer herausgerissen haben, zugunsten des Lieblingsspielzeuges, dem Automobil.
Ganz langsam wächst in den Metropolen wieder die Zuneigung zur Straßenbahn. So auch in Berlin. Sie ist billiger als die U-Bahn. Sie ist schneller als der Bus und sauberer als der Autoverkehr.
Wir leben gegenwärtig in einer „erschrockenen“ Zeit. Die Pandemie Corona (COVID-19) des Jahres 2020 zwingt uns auf Distanz. 1,50 Meter Entfernung sind im ÖPNV kaum zu machen. Schlagartig haben sich die Öffentlichen Verkehrsmittel geleert.
Bleiben wir einfach optimistisch. Wir werden langfristig wieder zum Alltag finden. Die Techniker werden sich mit den Hygiene-Fachleuten etwas einfallen lassen (müssen). Vorbilder wie zum Beispiel aus Japan gibt es reichlich. Also: Solange angesagt Maske tragen. Nach aktuellen Untersuchungen scheinen sie wirksam. Und daheim Hände waschen.
Jörg Vogelsänger berichtet: „Ein mutiger, aber richtiger Schritt war die Kommunalisierung der Straßenbahnen Schöneiche / Rüdersdorf und Woltersdorf im Jahr 1993. Ich danke dem damaligen Landrat Dr. Matthias Schubert und dem Kreistag Fürstenwalde, dass der Landkreis 50 Prozent der Anteile übernommen hat. Der Verkehrsausschuss des Landkreises, den ich leiten durfte, hat sich dafür stark gemacht“.
Bis heute stehen die Landkreise und die Gemeinden an der Seite ihrer Linie 88. Es erfolgten Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe in Fahrzeuge, Gleisanlagen und Haltestellen. Selbstverständlich mit Unterstützung des Landes Brandenburg.
Jetzt fahren neue moderne barrierefreie Straßenbahnen (Skoda Transtech Artic, Bild ganz oben). Es wird ein Zehn-Minuten Takt in der Hauptverkehrszeit vorbereitet. Gut angelegtes Geld in Elektromobilität.
Weitere Quellen: 100 Jahre Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn. Auflage vergriffen. Bernd Neddemeyer Verlag, ISBN-13: 978-3-941712096
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