Brandenburg hat ein Funkloch weniger. In der Gemeinde Kleßen-Görne (Havelland) stehen seit kurzem zwei mobile Funkmasten. Sie sollen dann in den nächsten Wochen an das Netz gehen. Damit kündigt sich ein Sinneswandel bei den Mobilfunkbetreibern wie Telekom oder Vodafone an. Das hat allerdings seinen Preis.
Bisher hatten die Betreiber der Netze immer auf die Zahlen ihrer Buchhalter verwiesen. Netze in dünn besiedelten Regionen seien einfach nicht rentabel. So das Argument (wir berichteten). Brandenburg zählt mit einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von 89 Menschen, die auf einem Quadratkilometer leben, sicher dazu. "Unsere langjährigen und zähen Verhandlungen mit dem Bund, der Bundesnetzagentur und den Mobilfunkanbietern, auch ländlich geprägte Regionen ans Netz zu bringen – also jedes Dorf, jede Stadt und jedes Unternehmen - scheinen endlich Wirkung zu zeigen", sagte der Chef der Brandenburgischen Staatskanzlei, Martin Gorholt, im Vorfeld der Inbetriebnahme.
Die medienwirksame Forderung der Brandenburg CDU, die Landesregierung solle helfen die Funknetz-Löcher zu stopfen, scheint beim Berliner Unionskollegen angekommen zu sein Das zeigt die eifrig publizierte Inbetriebnahme durch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. "Das Dorf, dem seit über 10 Jahren Mobilfunk versprochen wird, bekommt endlich Anschluss", sagte der CSU-Politiker. In Kleßen-Görne leben 360 Menschen. Bisher hatten sie keinen Zugang zum Mobilfunknetz. Der Potsdamer Staatskanzleichef Gorholt freute sich über die Entscheidung der Telekom, "Selbstverständliches" jetzt auch in dieser Region sicherzustellen.
Brandenburg fordert Konzept gegen weiße Flecken
Am Donnerstag (12.07.) hatte die Bundesregierung schließlich zum Mobilfunkgipfel geladen. Die Landesregierung habe dort die eigenen Erfahrungen mit Bundesnetzagentur und Betreibern erläutert, kommentierte Gorholt. Brandenburgs Wirtschaftsstaatssekretär Hendrik Fischer (SPD) forderte die Bundesregierung auf, endlich ein Konzept zum Schließen von Versorgungslücken im Mobilfunknetz vorzulegen. Die Mobilfunknutzung müsse in der gesamten Fläche eines Landes sowie entlang der Hauptverkehrswege sichergestellt werden, so Fischer.
Lücken schaffen Raum für Forderungen
Bis Ende des Jahre 2020 sollen 99 Prozent der deutschen Haushalte mit LTE versorgt und zahlreiche Funklöcher geschlossen werden. Darauf verständigten sich beim Mobilfunkgipfel dann auch die Bosse der drei deutschen Mobilfunknetzbetreiber mit Infrastrukturminister Andreas Scheuer (CSU) sowie Vertretern von Ländern und Kommunen.
1001 Löcher sollen verschwinden
Dabei sollen 100 neue Mobilfunkstationen an Verkehrshotspots aufgestellt werden, rund 1000 Mobilfunklöcher könnten damit geschlossen werden. In den kommenden Jahren sollen so 500.000 Haushalte zusätzlich mit LTE versorgt werden.
Wieso 99 Prozent?
Die Zahl 99 ist ein Prozent mehr als die Mobilfunker bisher zugesagt hatten. Nach der Auktion der Frequenzen aus der zweiten digitalen Dividende 2015 wollten die Netzbetreiber bis Anfang 2020 insgesamt 98 Prozent der Haushalte mit 4G-Mobilfunk (LTE) abdecken. Dieses eine Prozent hat es jedoch in sich. „Das ist ein großer Schritt für Deutschland", so der Chef von Telefónica Deutschland, Markus Haas, am Donnerstag beim Gipfel.
Haushalte heißt nicht Fläche
Die Rechnung hat es in sich. Wenn 99 Prozent der Haushalte bundesweit mobil telefonieren können, sind einige ländlichen Regionen noch weiter unterversorgt. Denn das Mobilfunknetz der Telekom zum Beispiel erreicht inzwischen 98 Prozent der Bevölkerung, deckt dabei aber nur 82 Prozent der Fläche mit LTE ab. Mit dem Ausbau, auf den sich nun der Mobilfunkgipfel verständigt hat, soll das auf über 90 Prozent steigen, sagte Telekom-Chef Tim Höttges. Das heißt weiter weiße Flecken in dünn besiedelten Regionen von Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern.
Die Netzbetreiber erwarten allerdings Entgegenkommen von Bund, Ländern und Kommunen. Der Bund soll dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Dabei geht es um die Installationen des LTE-Nachfolgenetzes (G4) mit der Bezeichnung fünfte Generation (G5) .
Die deutschen Netzbetreiber wünschen sich längere Laufzeiten der Frequenznutzungslizenzen und schon eine zeitnahe Verlängerung der bestehenden Lizenzen. Es gehe um Planungssicherheit, so das Argument. Es geht ums Geld, könnte man auch sagen.
In der Gemeinde Kleßen-Görne (Havelland) stehen jetzt zwei mobile Funkmasten. Wenn die Telekom Funklöcher auf Dauer stopfen will, sollten dort und anderswo bald feste Anlagen stehen. Bund und Land schießen eh zu.